Was ist chaotische Lagerhaltung?

Im Lager werden die Artikel nicht automatisiert in den Lagern oder Regalen verwaltet, sondern meistens durch die Mitarbeiter auf die freien Plätze in den vielen Regalen verteilt, damit es keine leerstehenden Flächen gibt. Die Artikel werden also nicht nach bestimmten Artikelgruppen sortiert. Wenn ein Mitarbeiter einen Artikel in ein Fach einsortiert hat, scannt er das entsprechende Fach mit einem Scanner, sodass der Computer registriert, wo sich der Artikel befindet und dies bei einer Bestellung des Artikels ausgeben kann. Wichtig ist nur, dass sich kein Artikel aus der gleichen Produktgruppe in der unmittelbaren Nähe befindet, damit es bei der Entnahme nicht zu Verwechselungen kommt. Wenn später das elektronische System eine Liste mit bestellten Artikeln erstellt, berücksichtigt es, dass die verschiedenen Produkte nicht zu weit voneinander entfernt sind, um Zeit bei der Entnahme aus den Regalen einzusparen.

Wieso kann ein Online-Versandhändler wie Amazon die Ware so schnell liefern, aber andere traditionelle Versandhändler scheinbar nicht?

Traditionelle Versandhändler haben ihre Abläufe erst im Nachhinein auf das Internet ausgerichtet bzw. um diesen Kanal ergänzt. Viele haben diese Entscheidung erst vor kurzem getroffen. Daher sind die Prozesse hier noch nicht so stark auf das Internet abgestimmt. Amazon gehört sicherlich mit zu den schnellsten Versendern und hat sämtliche Prozesse vollständig in Hinblick auf die Online-Bestellung ausgerichtet und entwickelt. Die Möglichkeit der bevorzugten Bestellung mit "Amazon Prime" und die Tatsache, wie detailliert Amazon Bestellfristen und dazugehörigen Lieferzeiten bereits vor der Bestellung angibt, zeigen, wie gut die Prozesse bei Amazon aufeinander abgestimmt sind. Aber es gibt auch andere Unternehmen, die ähnlich schnelle Lieferzeiten erreichen wie Amazon. Thalia liefert Bücher, DVDs, beispielsweise ebenfalls am nächsten Tag, wenn die Bestellung vor 14 Uhr erfolgt.

Hängt das von den Produkten ab, z.B. CDs/DVDs vs. Bücher vs. Bekleidung/Fashion vs. Hi-Fi/Elektronik?

Natürlich sind Produkte wie Bücher und DVDs besonders gut für den Versand geeignet, allerdings ist die Beschaffenheit des Artikels heutzutage kein entscheidendes Kriterium für den schnellen Versand. Unternehmen wie Amazon sind bereits seit dem Aufkommen des E-Commerce dabei und haben ihre Prozesse stetig verbessert und besitzen einen deutlich Erfahrungsvorteil. Viele Marken oder Händler in anderen Bereichen sind noch nicht bereit, die hohen Investitionen zu tätigen, um die Prozesse in der Form auszurichten, dass ein ähnlich schneller Versand möglich wäre.

Wie schaut es bei kleineren Nischen-Händlern aus?

Nischen-Händler haben generell dieselben Voraussetzungen. Auch hier ist es eine Frage der Kosten. Für einen besonders schnellen Versand muss ein großes Lager und ausreichend Personal zur Verfügung stehen - darüber hinaus hohe Investitionen in die strukturellen Abläufe, die IT und die Logistik getätigt werden. Zwar erwarten die Kunden immer schnellere Lieferzeiten, aber häufig übersteigen die Investitionen den Nutzen. Lieferzeiten von zwei bis drei Tagen sind daher für die Mehrzahl der Online-Händler völlig ausreichend. Des Weiteren haben kleinere Online-Händler aufgrund des geringeren Versandaufkommens im Gegensatz zu Größen wie Amazon bei den Verhandlungen mit den Paketdiensten eine deutlich schlechtere Verhandlungsposition, um die Kosten für den Transport weiter zu senken.