
Krise:
Negativ-Bilanz bei Gruner + Jahr: Es kommt noch etwas nach
Bilanz eines Horrorjahres: Der Kahlschlag bei der Wirtschaftspresse und das schwache Anzeigengeschäft haben Umsatz und Ergebnis bei Gruner + Jahr gedrückt. Dabei sind manche Auswirkungen der Krise noch nicht einmal mit eingerechnet worden....
Das Ende der "Financial Times Deutschland" hat in der Bilanz von Gruner + Jahr deutliche Spuren hinterlassen: Im vergangenen Jahr hat der Hamburger Medienkonzern rote Zahlen geschrieben. Auch beim Umsatz gab es einen leichten Rückgang. Schuld daran sind laut G+J die schwachen Anzeigenmärkte in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Bei den Ergebniszahlen aber macht sich das schlechte Jahr 2012 erst richtig bemerkbar: Das EBIT betrug im Geschäftsjahr 2012 rund 50 Millionen Euro (2011: 202 Millionen Euro). Nach Zinsen und Steuern lief sogar ein Jahresfehlbetrag von elf Millionen Euro auf. Im Vorjahr waren noch 160 Millionen in der Kasse geblieben.
"G+J Deutschland konnte in 2012 das Rekordergebnisniveau der beiden Vorjahre nicht halten. Das Anzeigengeschäft von G+J Deutschland folgte dem Trend des Gesamtmarktes für Publikumszeitschriften und entwickelte sich rückläufig," kommentiert der Verlag die Entwicklung. Dem Ende der G+J Wirtschaftspresse steht laut Gruner + Jahr eine gute Entwicklung des Digitalgeschäfts gegenüber. Der G+J Digitalvermarkter EMS konnte ebenso wie der Performance-Vermarkter Ligatus "ein deutliches Wachstum der Vermarktungsumsätze" erzielen. Neu-Vorstand Julia Jäkel will das Medienhaus jetzt "besser, schneller, effizienter und digitaler" machen. Zunächst aber mit weniger Personal: Die Belegschaft schrumpfte im Vorjahresvergleich um 237 Mitarbeiter auf 11.585 (Stand 31.Dezember 2012). Darin ist der Kahlschlag bei der G+J Wirtschaftspresse noch gar nicht enthalten, weil die Kündigungen erst im laufenden Jahr wirksam werden. Das gilt auch für den Umsatz: Der Wegfall der "FTD"-Erlöse macht sich erst in der 2013er Bilanz voll bemerkbar.
"Im Umsatz wird die Einstellung der FTD und der Verkauf der Titel Impulse und Börse Online erst in 2013 eine Rolle spielen", bestätigte Verlagssprecher Claus-Peter Schrack gegenüber W&V Online. In der jetzt vorgelegten Bilanz seien lediglich die Restrukturierungskosten enthalten. Gruner + Jahr habe hier 47 Millionen Euro zurückgestellt. Und weil die Kündigungen bei der G+J Wirtschaftspresse erst im Januar 2013 ausgesprochen wurden, erscheinen auch sie erst im kommenden Jahr in der G+J-Bilanz. Der zum Stichtag 31.12.2012 dokumentierte Stellenabbau sei "keiner großen Einzelmaßnahme geschuldet", so Schrack. Er sei überwiegend durch Fluktuation und Nicht-Nachbesetzung frei werdender Stellen zustande gekommen, dazu habe es "einzelne Personalmaßnahmen insbesondere in süd- und osteuropäischen Märkten sowie bei Brown Printing" gegeben. (aj/fz)