Lebensmittelkennzeichnung:
Nestlé führt den Nutri-Score ein
Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Nestlé über 5000 Produkte in Deutschland und weiteren Ländern Europas mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Vom Europäischen Verbraucherverband wird die Entscheidung des weltgrößten Lebensmittelkonzerns begrüßt.
Zwei Drittel der Männer, die Hälfte der Frauen und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind zu dick. Kein Wunder, dass Ernährungsexperten, aber auch immer mehr Verbraucher ein Kennzeichnungssystem für Lebensmittel einfordern. Nestlé reagiert nun darauf und will im ersten Halbjahr 2020 damit beginnen, den Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen in Deutschland sowie weiteren Ländern Europas zu drucken. Die Nährwertampel soll in den nächsten zwei Jahren prominent auf der Packungsvorderseite von Produkten platziert werden, die komplett zum Konzern gehören sowie auf Frühstücksprodukte der Gemeinschaftsfirma Cereal Partners Worldwide.
Insgesamt werden dann über 5000 Produkte die Nutri-Score-Kennzeichnung tragen. "Unser Ziel ist es, in jeder Produktkategorie eine der gesündesten Optionen anzubieten", sagt Marco Settembri, CEO Nestlé Europa, Naher Osten und Nordafrika. "Nutri-Score wird uns anspornen und dabei helfen, unsere Fortschritte zu dokumentieren. Ich bin stolz darauf, dass Nestlé als erstes Unternehmen Nutri-Score in dieser Größenordnung in Europa einführt. Wir wollen schnell handeln, da wir uns sicher sind, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden."
Zu den Produkten, auf denen Nutri-Score abgebildet wird, gehören pflanzliche Produkte von Garden Gourmet, Nesquik (kakaohaltige Getränke), Wagner-Pizzen, Nescafé Kaffee, kulinarische Maggi-Produkte und Kitkat-Schokoladenprodukte. Cereal Partners Woldwide wird den Nutri-Score auf seinen Frühstückscerealien umsetzen, beispielsweise der Marke Fitness. Einige Produkte, wie Säuglingsnahrung, sind nicht im Fokus oder fallen unter andere Regelungen.
"Die Europäische Verbraucherorganisation BEUC begrüßt die Entscheidung von Nestlé, Nutri-Score auf breiter Ebene einzuführen. Untersuchungen, die in mehreren Ländern durchgeführt wurden, zeigen, dass das Nutri-Score-System Verbraucher derzeit am besten dabei unterstützt, gesündere Entscheidungen zu treffen", erklärt Monique Goyens, Generaldirektorin von BEUC. Der Europäische Verbraucherverband befürwortet daher eine verbindliche Vorschrift von Nutri-Score. Bislang aber ist Nutri-Score ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das Lebensmittel und Getränke nach ihrem Nährwertprofil klassifiziert und auf einer farbigen Skala von A (gesündere Entscheidungen) bis E (weniger gesunde Entscheidungen) anordnet. Das zutreffende Feld wird dabei hervorgehoben.
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte sich zuletzt nach langem Streit und einer Verbraucherbefragung auf den Nutri-Score festgelegt und eine entsprechende Verordnung auf den Weg gebracht. Das Kabinett und der Bundesrat sowie die EU-Kommission müssen dieser noch zustimmen. Der Rechtsrahmen soll Mitte 2020 stehen.
Nestlé will mit dem Nutri-Score zwar eine Signalwirkung erzielen, der weltgrößte Lebensmittelkonzern steht aber auch unter Druck, da Konkurrenten wie der französische Lebensmittelriese Danone den Nutri-Score bereits eingeführt haben. Aldi, Lidl und Rewe haben angekündigt, die freiwillige Kennzeichnung zumindest für Teile ihrer Eigenmarken einführen zu wollen. Auch die Handelskette Edeka und ihre Tochter Netto testen derzeit drei Nährwertkennzeichnungen bei Eigenmarken, darunter den Nutri-Score, wollen die Ergebnisse aber noch abwarten. Als erster Getränkehersteller kündigte laut Foodwatch Frankenbrunnen an, den Nutri-Score einzuführen. (avf/dpa)