
PR-Löwen:
Neuer Rekord: Deutsche Agenturen holen zwölf PR-Löwen
Musizierende Bäume, Obdachlose als Wetterfee und eine Dialyse-Station an einer U-Bahn-Haltestelle: unter anderem mit diesen Ideen sahnen deutsche Agenturen dieses Jahr in Cannes PR-Löwen ab.
In der Kategorie PR schneiden deutsche Agenturen 2013 erfolgreicher ab, als jemals zuvor: Insgesamt bringen sie zwölf Mal Edelmetall von der Côte d'Azur mit. Im vergangenen Jahr gab es hier nur vier Löwen (Die Siegerliste).
Eine goldene und zwei bronzene Raubkatzen gehen an BBDO und PR-Tochter Ketchum Pleon. Sie gewinnen mit dem "Tree Concert". Die Pro-Bono-Arbeit entstand für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Berlin. Im September 2013 veranstaltete die Agentur im Berliner Monbijoupark ein Konzert der besonderen Art: Unter einem Baum installierte sie beleuchtete Kästen, die herunterfallende Kastanien sammelten. Der Clou: Jede Kastanie erzeugte einen Ton. So entstand daraus Musik - mit Kastanien als Musiker.
Gleich drei Silberne Löwen gehen an die Deutsche Dependance von Saatchi & Saatchi in Berlin für "Days of Hope". Die Agentur ließ Obdachlose das Wetter moderieren, um auf deren Situation aufmerksam zu machen.
Zwei Mal Silber vergibt die Jury für "Waiting. For Seven Years." - eine Arbeit für die Organisation "For life. For Organ Donation" von Ogilvy Berlin. Die Werber hatten einen Dialyse-Patient auf einen Bahngleis gestellt - samt Dialyse und Krankenbett.
Drei Mal Bronze holen die Agenturen Cheil Germany (Schwalbach) und PP Agenda (Frankfurt) für ihre Idee "Free the Forced" für die Vereinten Nationen.
Die Zahl der Verletzen durch Unfälle mit Trams, Zügen und U-Bahnen ist in Australien alarmierend hoch. Dies nahm McCann Melbourne zum Anlass, einen tragikomisches Musikvideo zu kreieren. Es zeigt knubbelige Comic-Figuren, die durch die unmöglichsten Unfälle zu Tode kommen - eben "Dumb ways to die". Das Video verzeichnet derzeit 49 Millionen Klicks auf Youtube. Und senkte die Zahl der Unfälle mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Australien um 21 Prozent. Mit klarer Mehrheit entschließt sich die Jury dazu, einen Grand Prix zu vergeben (ein Video-Interview mit dem verantwortlichen Kreativchef John Mescall finden Sie hier).
Mirko Kaminski vertritt Deutschland in der PR-Jury und ist mit dieser Entscheidung mehr als einverstanden: "Bei dieser Arbeit hat die Agentur verstanden, wie die Zielgruppe tickt und tatsächlich eine deutliche Änderung im Verhalten bewirkt." Die Ausbeute deutscher Agenturen sei vielversprechend, sagt er. Auf die Frage hin, warum sich - wie auch im Vorjahr - klassische PR-Agenturen mit Löwen immer noch schwer tun, antwortet er: "PR-Agenturen sind traditionell zurückhaltend. Ein Löwe in Cannes hat für sie deutlich weniger Stellenwert als etwa für eine Kreativagentur". Tatsächlich sind PR-Agenturen 2013 nur im Gespann mit Werbeagenturen erfolgreich. Zu Unrecht wie Kaminski findet. "PR-Agenturen könnten in Cannes viel erfolgreicher sein, wenn sie ihre Arbeiten besser verpacken und einreichen würden." Auch mit seiner Hamburger PR-Schmiede Achtung will er 2014 das Engagement bei Kreativwettbewerben ausbauen.
Weitere Gewinner finden Sie in unserem Special.