Nord-Süd-Dialog: Oettinger hat Anzeige von Scholz & Friends spendiert
Baden-Württemberg kann bekanntlich alles - außer Hochdeutsch. 2008 schaltet die Stuttgarter Regierung Werbung für den Nord-Süd-Dialog mit dem Land Niedersachsen. Die Kosten für die Werbung übernimmt damals das Land Baden-Württemberg.
Das kann kein Zufall sein. Mit einer Werbeanzeige hilft der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger dem Nord-Süd-Dialog 2008 auf die Sprünge. Agenturhonorar: 2.380 Euro. Mediawert: 20.020 Euro. Macht summa summarum 22.400 Euro. Und das, obwohl Oettinger derzeit betont, sich damals mit Werbung zurückgehalten zu haben. Die halbseitige Anzeige schaltet das Staatsministerium Baden-Württemberg am Mittwoch, den 17. Dezember 2008 in der "Stuttgarter Zeitung". Das Motiv zeigt die beiden Wappen von Niedersachsen und Stuttgart, die bis auf die Farben fast identisch sind. So sollten die Gemeinsamkeiten der beiden Länder betont werden.
Am Tag der Schaltung findet im Römercastell in Bad Cannstatt der zweite Nord-Süd-Dialog zwischen Baden-Württemberg und Niedersachsen statt. Jenes Event also, das jetzt zunehmend in die Kritik gerät. Offiziell als Privatveranstaltung deklariert, tauchen jetzt immer weitere Beweise auf, nach denen die beiden Länder sich doch finanziell engagiert haben. Die Idee für das Motiv stammt vom damaligen Etathalter Scholz & Friends, Berlin. Die Agentur hat die Kampagne "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." bis 2011 betreut.
In der vergangenen Woche durchsucht die Staatsanwalt Niedersachsen die Privaträume von Christian Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker. Ihr Verdacht: Glaeseker habe mit dem Event-Manager Manfred Schmidt geschäftliche Beziehungen unterhalten. Schmidt war es, der 2007 den Nord-Süd-Dialog einfädelte. Auf der jährlichen Feier sollten sich Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung in ungezwungener Atmosphäre vernetzen. Offiziell unterstützten die beiden Landesregierungen die Veranstaltung lediglich als Schirmherren, ohne sich finanziell zu beteiligen.