Der Nutri-Score soll ins Auge fallen

Eine Verordnung, die die Verwendung regelt, tritt an diesem Freitag in Kraft. Dabei geht es um eine Ergänzung der EU-weit verpflichtenden Nährwerttabellen mit Angaben auch zu Kalorien. Die sind allerdings meist klein gedruckt hinten auf der Packung zu finden. Nutri-Score soll ins Auge fallen, immer auf der Vorderseite. Dabei geht es in erster Linie um mehr Orientierung bei Produkten derselben Kategorie.

Vergleichbar machen soll es nicht Fertigpizza mit Müsli, wie das Ministerium erläutert - aber etwa Schokomüsli mit Früchtemüsli. Um Wirkung zu entfalten, muss Nutri-Score auf breiter Front kommen. Helfen soll auch eine Informationskampagne. Dabei startet das Logo nicht bei Null. Die Verbraucherzentrale Hamburg fand es im Frühjahr auf rund 1000 Produkten - etwa Spinat, Fisch und Pizzen aus dem Tiefkühlregal, Joghurts und anderen Milchprodukten. Pioniere waren vor allem internationale Lebensmittelkonzerne. Und auch zahlreiche Handelsketten sind bereits dabei, auf den Zug aufzuspringen.

Rewe und der Discounter Penny haben nach eigenen Angaben schon damit begonnen, erste Eigenmarken-Produkte zu kennzeichnen. Die Discounter Aldi und Lidl machen auch mit. Eine Lidl-Sprecherin sagte: "Nachdem nun die rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, beginnen wir sukzessive damit, unser Eigenmarkensortiment zu kennzeichnen." Aldi betonte ebenfalls, die Einführung werde nicht mehr lange dauern. "Wir befinden uns bezüglich der Kennzeichnung unserer Produkte bereits im Austausch mit unseren Lieferanten."

Der Discounter Kaufland begann nach eigenen Angaben schon Anfang 2020, Nutri-Score bei der Eigenmarke K-Bio aufzudrucken. Nun würden weitere Produkte folgen. Deutschland größter Lebensmittelhändler Edeka ließ sich nicht in die Karten schauen. "Wir sind noch in der Prüfung", hieß es dort lediglich. Aus Wettbewerbsgründen wolle man aktuell noch keine nähere Auskunft zu den eigenen Planungen geben.

Das Logo stößt bereits auf enorme Akzeptanz

Unter den Bürgern stößt das Logo bereits auf enorme Akzeptanz. Neun von zehn Verbrauchern in Deutschland finden es gut, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC ergab. Rund 85 Prozent der Befragten sprachen sich sogar dafür aus, die Kennzeichnung für alle verarbeiteten Lebensmittel und Getränke verpflichtend zu machen.

PwC-Handelsexperte Christian Wulff sagte wachsenden Druck auf alle Marktteilnehmer voraus. Wer Produkte im grünen Logo-Bereich habe, werde damit werben. "Produkte ohne Nutri-Score werden dann vom Verbraucher automatisch mit einer roten Ampel gleichgesetzt." Auch Klöckner sagte, sie sei grundsätzlich für eine verpflichtende Kennzeichnung. Dies gehe rechtlich nicht national, sie wolle sich auf aber EU-Ebene weiter dafür einsetzen. Neben Frankreich hat Belgien Nutri-Score auf freiwilliger Basis eingeführt. Gesprochen werden soll demnächst über einige "Optimierungen" bei Berechnungsmethoden. Im Blick stehen etwa Bewertungen von Pflanzenöl oder Vollkornprodukten. Die Verbraucherorganisation Foodwatch warnte, Algorithmus-Änderungen dürften nur von unabhängigen Experten erarbeitet werden "und nicht aufgrund eines Wunschkonzerts der Lebensmittelindustrie".