
Arbeitsplätze:
Office Design: So arbeiten unsere Minister
"Die 70er Jahre haben angerufen und wollen ihre Wandschränke zurück haben": Das Bundespresseamt gewährt Einblicke in die Büros der Minister. Und füllt so ganz automatisch die Kommentarspalten auf Facebook.
Auch das Social-Media-Team der Bundesregierung muss sich irgendwie durchs Sommerloch retten: Während das Kabinett im Sommerurlaub weilt, zeigt das Bundespresseamt Fotos von den verwaisten Arbeitsplätzen der Minister. Und so kann sich jeder nun auf der Facebook-Seite anschauen, wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Bildungsministerin Johanna Wanka, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Gesundheitsminister Hermann Gröhe oder - ganz neu - Umweltministerin Barbara Hendricks residieren und arbeiten. Und mit welchen Deko-Objekten und Kunstwerken die Politiker ihre Büros aufmöbeln.
In den Kommentarspalten führen die Bürobilder erwartungsgemäß erstmal zu Politikerschelte, Klagen über Geldverschwendung und "faule Minister" - aber etliche zeigen sich durchaus interessiert am Bürodesign des Kabinetts.
"Die 70er Jahre haben angerufen und wollen ihre Wandschränke zurück haben", lästert etwa ein User über das Büro von Umweltministerin Barbara Hendricks. Ein anderer findet, dass ihr Schreibtisch ohne PC eher wie eine "Touristen-Information" aussieht: "viel Prospekte, kaum Akten". Die Ministerin schaut in ihrem Büro-Schlauch auf viel Holz, bürotypisches Grün und ein Bild vom Brandenburger Tor. Immerhin steht auch ein Foto von ihrem Patenkind "Hodari" im Regal - einem Nashornbullen.
Einen Designpreis wird wohl kein Büro gewinnen, wobei nicht bekannt ist, wie frei die Politiker in der Gestaltung sind. Das Bundespresseamt schreibt dazu: "In der Regel haben die Ministerinnen und Minister gewisse Gestaltungsspielräume hinsichtlich der Einrichtung. Bei dem einen prägt der persönliche Geschmack das Büro ein wenig mehr, der andere orientiert sich eher an seinem Vorgänger." Ob die Minister auch bei der Möbel-Wahl mitreden können, wurde nicht verraten.
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich für moderne Kunst entschieden, eine "Leihgabe" des Künstlers Gerd Winner, wie das Social-Media-Team betont. Wobei sich ein User weniger an Eisenbahn-Warnschilder, sondern "ein wenig erschrocken" an ein "Hakenkreuz" erinnert fühlte. Ansonsten schwanken die Kommentare zwischen "schön", zu ordentlich", "schick" und "gediegen" bis zu "eingerichtet aus der Ikea-Resterampe".
Während es Sigmar Gabrial also eher modern und symmetrisch mag, hängt im Riesenbüro des Landwirtschaftsministers Christian Schmidt stilecht ein Blumenstilleben an der Wand - ein Gemälde von Michael Mundig. "Eiche rustikal", "altbacken", "langweilig" urteilen die User. Und monieren den verrutschten Parkettschutz unterm Chefsessel.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier schaltete sich sogar persönlich in die Debatte um seinen Schreibtisch ein. Auf die Frage, ob Familienfotos für das Shooting entfernt wurden, antwortet er: "Nee, so sieht mein Schreibtisch aus, wenn ich im Urlaub bin." Der Teepot entzückt derweil eine ostfriesische Gemeinde, die dahinter ein Geschenk ihres Abgeordneten Johann Saathoff vermutet. Worauf sich Steinmeier gleich bei ihm Tee-Nachschub von der Küste bestellt. Lob und Lästereien gibt es außerdem für den Mac von Apple. Und den Globus, der wohl zur Grundausstattung eines Außenministers gehört.
Bildungsministerin Johanna Wanda wiederum hat einen Blick auf Spree und Kanzleramt ergattert und liebt es eher weiß und minimalistisch. Wohl auch, was die Lektüre angeht, wie ein User unterstellt, der Fachmagazine zum Thema Wirtschaft und Forschung vermisst. Stattdessen sind auf dem Schreibtisch ein Kindermagazin für junge Forscher und der Titel "Tyrannosaurus" zu erkennen.
Gesundheitsminister Gröhe wird für sein lichtdurchflutetes Büro eine "funktionierende Klimaanlage" und ein ergonomischerer PC-Arbeitsplatz empfohlen. Auch Persönliches offenbart der Schreibtisch: Der kleine Stein stammt aus der Berliner Mauer. Am Tag nach dem Mauerfall hat ihn Gröhe selber herausgebrochen, seine Eltern flohen 1958 aus der DDR.
Viele Kommentatoren beschäftigt ungemein, mit welchen Computern die Minister arbeiten. Manche wundern sich über die leeren Schreibtische: Viele Minister bevorzugen mobile Geräte, erklärt das Bundespresseamt. Oder sie lästern über Mini-Bildschirme, schlechte ergonomische oder "steinzeitliche Ausstattung". Andere empfehlen ein kostensparendes "Desksharing" - schließlich seien die Minister eh nur unterwegs
Etliche Facebook-Nutzer wünschen sich nun Bilder aus dem Büro von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Ob sie Tarnnetze und Mini-Panzer an der Wand erwarten? Zumindest ein Büro im Bunker-Stil, wie ein User lästert.
Weitere Bilder aus den Ministerbüros von Steffen Kugler gibt es auf der Facebook-Seite der Bundesregierung.