
Online-Kiosk teilt die Verlagswelt
Bertelsmann sucht Partner für seinen geplanten Online-Kiosk. Konkurrent Axel Springer zeigt Interesse, ebenso wie die WAZ, DuMont und der Spiegel Verlag. Die Großverlage Burda und Bauer winken hingegen ab.
Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski stößt bei seinem geplanten Online-Kiosk für Zeitungen, Zeitschriften und Bücher bei einigen Großverlagen auf geteiltes Interesse. Zu den Befürwortern gehören beispielsweise der Berliner Konkurrent Axel Springer. "Wir beobachten das mit Interesse und sind grundsätzlich offen für neue Entwicklungen“, sagt Unternehmenssprecher Tobias Fröhlich.
Ebenfalls Interesse zeigt offenbar die WAZ-Gruppe. Geschäftsführer Bodo Hombach hatte sich gemeinsam in einem Appell mit G+J-Boss Bernd Buchholz dafür stark gemacht, dass beim Thema E-Kiosk die Verlage gemeinsame Wege gehen sollten. Aber auch der Spiegel Verlag sowie das Kölner Verlagshaus M.DuMont Schauberg signalisieren Interesse – allerdings unter bestimmten Bedingungen.
In der Branche ist nicht jeder über das Anteilsprinzip, das Bertelsmann vorgeschlagen hat, glücklich. 51 Prozent für Bertelsmann und der Rest für die Beteiligten, das sei nicht akzeptabel. Als Ideallösung wünscht man sich ein Modell, an dem alle proportional beteiligt sind. Diskutiert wird auch ein sogenanntes Apple-Modell, nach dem der Betreiber 30 Prozent Anteil erhält und 70 Prozent an den Contentlieferanten gehen.
In einem Punkt sind sich alle einig: Das Modell soll schnell umgesetzt werden. Fraglich ist aber derzeit noch, ob das neue Konstrukt kartellrechtlich genehmigt wird. "Je nach Ausgestaltung der Beteiligungen an der Betreibergesellschaft, die sich derzeit in Gründung befindet, prüfen wir die Notwendigkeit einer Anmeldung“, sagt eine Sprecherin der G+J-Tochter Deutscher Pressevertrieb (dpv). Dieser will mit der Buchklubsparte Direct Group die neue Servicegesellschaft gründen. Ein Sprecher verweist darauf, dass dies möglicherweise ein Thema für Brüssel sei.
Eine deutliche Absage erteilt Burda Media. "Es gibt derzeit keine Gespräche“, heißt es dort. Auch Bauer-Geschäftsführer Andreas Schoo winkt ab. "Das Thema ist für uns nicht relevant, da zum jetzigen Zeitpunkt keine wirtschaftliche Perspektive zu erkennen ist“, erklärt der Verlagsmanager. Der Begriff "Online-Kiosk“ scheine für ihn "schon ein Widerspruch in sich zu sein“.
(gl/lip)