Marc Pritchard:
P&G-Markenchef: "Wir sollten nicht länger von digitalem Marketing sprechen"
P&G-Markenchef Marc Pritchard steckt in den USA bis zu 35 Prozent seines Budgets in Digital-Kanäle, das verrät er in einem "Handelsblatt"-Interview. Doch vom Begriff digitales Marketing hält er nichts.
Marc Pritchard hat als Markenchef des Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P&G) mehr als 40 große Marken unter sich. Um alle kümmern kann sich der Global Brand Building Officer also nicht. Im Interview mit der Zeitung "Handelsblatt" schildert der Manager, wie das Unternehmen mit dieser großen Vielfalt umgeht. Er mische bei den Marken mit, die Hilfe benötigen oder noch weiter vorangebracht werden müssten. Als Beispiel nennt Pritchard die traditionsreiche Brand Old Spice, die P&G mit "lustigen Spots, die millionenfach im Internet abgerufen wurden" aufgepeppt hat. "Die Kampagne beruht auf der Erkenntnis, dass Männer oft unsicher über ihre eigene Männlichkeit sind", so Pritchard.
Der Top-Manager des US-Konzerns mit Sitz in Cincinnati hatte in der vergangenen Woche die Messe Dmexco in Köln besucht, dort prägte er den Satz "Digitales Marketing ist tot". Jedoch bedeutet das nicht eine Abkehr von Online & Co. "In den USA wandern zurzeit 25 bis 35 Prozent unserer Werbeausgaben in digitale Medien", so der Marken-Mann. Doch: "Wir sollten nicht länger von digitalem Marketing sprechen, sondern schlicht von Marketing." Er führt weiter aus: "Die Idee ist das wichtigste, dann erst kommt die Entscheidung über den Kanal." Der Big Spender will zudem nicht massiv am Budget sparen: "Wir werden weiter ins Marketing investieren. Dieser Zuwachs wird zwar geringer sein, als unser Umsatz steigt; das heißt, der Anteil der Werbeausgaben am Umsatz, der im Moment bei 11,6 Prozent des Umsatzes liegt, wird sinken. Aber wir werden in der Lage sein, effektiver und effizienter zu werben. Als Resultat der digitalen Entwicklung", so Pritchard zu der Wirtschafszeitung.
Der P&G-Marketer hat seit einigen Monaten einen neuen Chef. Im Mai kehrte der frühere Konzern-Chef Alan Lafley auf seinen alten Posten zurück. Er stand bereits von 2000 bis 2009 an der Spitze des Herstellers von Pampers-Windeln und Ariel-Waschmittel.