
PR-Rat rügt Eppa für "geschäftsmäßig unethisches Verhalten"
Bereits im Zusammenhang mit dem Skandal um verdeckte PR-Maßnahmen bei der Deutschen Bahn hatte die Eppa gemeinsam mit Berlinpolis eine Rüge des PR-Rats kassiert. Nun geraten die Agenturen erneut ins Visier der Rates: Diesmal geht es um verdeckte PR-Maßnahmen für den Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie.
Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat eine öffentliche Rüge gegen den Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB) ausgesprochen - und zugleich erneut gegen die Agentur Eppa, die Agentur Berlinpolis und die Denkfabrik Berlinpolis e.V. Der Rat hebt dabei vor allem die maßgebliche Rolle der damaligen Gesellschafter der Berlinpolis, Josef Grendel und Rüdiger May, hervor. Anlass sind verdeckte PR-Maßnahmen im Jahr 2008. Beide Agenturen und der Think-Tank Berlinpolis wurden vom DRPR bereits für verdeckte PR-Aktivitäten im Auftrag der Deutschen Bahn öffentlich gerügt.
Die damaligen Gesellschafter der Berlinpolis, Rüdiger May und Josef Grendel, traten Ende 2007 mit einem Angebot zur Medienanalyse an den VDB heran. Bestandteil der Offerte war außerdem Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema Biokraftstoffe in den Medien positiver zu besetzen. "Herr May und Herr Grendel verfolgten dabei ein komplexes Geschäftsmodell der verdeckten PR, bei dem der Auftraggeber der verschiedenen Kommunikationsmaßnahmen nicht genannt wurde", kritisiert der DRPR. Auftragnehmer des VDB war die Eppa, die die PR-Maßnahmen wiederum von der Berlinpolis GmbH durchführen ließ.
Berlinpolis-Mitarbeiter veröffentlichten in zahlreichen Medien Leserbriefe und Fachartikel zum Thema Biokraftstoffe. Dabei nannten sie weder den VDB als Auftraggeber noch - jedenfalls in den meisten Fällen - ihren Arbeitgeber. So entstand der Eindruck, die wohlwollenden Äußerungen stammten von Privatpersonen beziehungsweise unabhängigen Experten. Zudem gab es ein Internetportal zum Thema, eine Forsa-Umfrage und eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Tank oder Teller“, die vom vermeintlich unabhängigen Think-Tank Berlinpolis e.V. beworben wurde. Darüber hinaus fand ein Text aus der Kampagne für den VDB Eingang in ein Online-Portal des NRW-Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, das zum damaligen Zeitpunkt von Berlinpolis betreut wurde. Das wertet der DRPR als "intransparentes Lobbying".
"Jede dieser Aktivitäten stellt einen Verstoß gegen verschiedene Kodizes der PR-Branche dar, insbesondere gegen das Transparenzgebot des DRPR zur Kontaktpflege im öffentlichen Raum", lautet die Begründung des DRPR für die Rüge. Positiv bewertet der Rat lediglich, dass der VDB den Vertrag mit der Eppa vorzeitig gekündigt hat, sich von verdeckten PR-Maßnahmen distanzierte und die einschlägigen Kodizes der Branche immerhin generell anerkennt. Der VDB hatte zudem an der Aufklärung des Falls mitgewirkt. Auch der jetzige Geschäftsführer und Vorsitzende von Berlinpolis, Daniel Dettling, hat zur Aufklärung beigetragen und erkennt die Verhaltenskodizes mittlerweiel an. Allerdings: Trotz der Kritik seitens des DRPR soll die irreführende Namensgleichheit von Agentur und Think-Tank auch weiterhin bestehen bleiben. Eppa-Geschäftsführer Rüdiger May indes war nicht bereit, zur Klärung beizutragen, hieß es in einer Mitteilung.