
Pageplace contra iTunes: Wie stark ist der neue Telekom-Kiosk?
Die Telekom macht mit dem digitalen Kiosk "Pageplace" mobil. W&V Online hat mit Unternehmensberater Marco Olavarria über die Zukunftschancen des neuen Angebots gesprochen.
Auf der Cebit hat die Deutsche Telekom ihren neuen digitalen Kiosk vorgestellt: Pageplace. Mit dem E-Kiosk wolle der Konzern die Verlage bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zur Vermarktung ihrer Inhalte unterstützen.Über Pageplace sollen Verlage digitale Zeitungen, Magazine und Bücher vertreiben, die die Nutzer dann über verschiedene Endgeräte wie PC, Tablet und Smartphones lesen können. Im Gespräch mit W&V Online gibt Marco Olavarria, Geschäftsführender Gesellschafter der Frankfurter Unternehmensberatung Kirchner + Robrecht, seine Einschätzungen zu den Marktchancen von Pageplace ab.
Herr Olavarria, die Telekom versucht sich nun auch mit einem E-Kiosk. Wie groß sind Ihrer Meinung nach die Erfolgschancen?
Für alle Anbieter von Stand Alone-Kiosken, also Content-Shops ohne eigene Geräteplattform, wird es voraussichtlich nur wenige Differenzierungsansätze geben. Die Sortimente werden relativ austauschbar sein, die Preise ebenso und die Produkte im B2C-Geschäft sind wenig erklärungsbedürftig. Wir haben es also mit einem klassischen Low Involvement-Angebot mit allen bekannten Implikationen zu tun. Online-Geschäftsmodelle dieser Art gehen dann auf, wenn die Kosten für die Trafficgenerierung niedrig gehalten werden können und hohe Konvertierungsquoten sowie gegebenenfalls Cross Selling-Quoten erzielt werden. Es wird daher wohl vor allem diese Expertise sein, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Ist Pageplace für die Verlage eine Alternative zum mächtigen Apple und seinem Abo-Modell?
Ich sehe das eher als Ergänzung, nicht als Alternative. Die verschiedenen Angebote werden zwar Überschneidungen bei den Zielgruppen aufweisen, aber nicht exakt identische Zielgruppen ansprechen. Wer sein Marktpotenzial ausschöpfen möchte, muss mit seinem Angebot also absehbar auf einer Vielzahl von Plattformen präsent sein.
Um Pageplace für Apple-Geräte zu nutzen, müssen User derzeit noch im iStore eine App herunterladen. Und zukünftig sollen auch sogenannte „In-App“ Einkäufe möglich sein, die dann eigentlich auch wieder unter das neue Abo-Modell von Apple fallen müssten. Macht sich da die Telekom nicht sogar abhängig von Apple?
Hier sollten wir die weitere Entwicklung abwarten. Ich denke, Apple hat die Komplexität des eigenen Modells unterschätzt und den besten Weg, die unterschiedlichen Anforderungen der Märkte von Content über Musik bis hin zu Gaming und Productivity-Apps unter einen Hut zu bringen, noch nicht gefunden. Es würde mich also nicht überraschen, wenn wir hier noch weitere Veränderungen erleben.
Welche Rolle spielt die bestehende Telekom-Kundenbasis für das neue Angebot?
Wie schon gesagt, die Traffic-Kosten sind einer der strategischen Erfolgsfaktoren in diesem Geschäft. Möchte die Telekom das Geschäft in Konkurrenz zu Apple, Amazon, den weiteren Kiosken wie zum Beispiel Pubbles, aber auch den Shops der Verlage selbst, nachhaltig profitabel betreiben, muss sie ihren Traffic effizient auf das neue Angebot lotsen, sonst wird es langfristig schwierig einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.