
IFA:
Panasonic-Europachef: "Das Fernsehen, wie wir es kennen, ist tot"
Ausgerechnet ein TV-Hersteller stimmt in den Abgesang auf den guten, alten Fernseher ein. Panasonics Europa-Chef Laurent Abadie redet auf der IFA Klartext.
Panasonics Europa-Chef Laurent Abadie hat auf der IFA in Berlin das Zeitalter des klassischen Fernsehens für beendet erklärt. "Für mich ist das TV, so wie wir es aus dem letzten Jahrhundert kennen, tot", sagte der Manager der "dpa". Heute gebe es eine Vielzahl von internetfähigen Bildschirmen. "Die Menschen werden sich sicher auch weiterhin noch große Sportevents auf dem Fernseher anschauen", sagte Abadie. Aber dabei nutzten sie zur gleichen Zeit auch Kommunikationsmittel wie Twitter oder Online-Netzwerke wie Facebook auf mobilen Geräten.
Das herkömmliche Fernsehen bringe zwar hervorragende Bildqualität, sei aber dennoch eine veraltete Technologie, sagte Abadie. Vor allem fehle ihm die Interaktivität, die die Nutzer aus Internet-Diensten kennen. Mit wachsender Verbreitung schneller Internet-Zugänge werde das Internet für die Mediennutzung die TV-Ausstrahlung ablösen.
Zur IFA in Berlin brachte Panasonic aber dennoch seine neuesten Flachbild-TV-Modelle mit. Die Firma verkauft ihre Fernseher unter dem Markennamen Viera. In Japan kooperiere das Unternehmen bereits mit dem Sender NHK für die Aussendung von Bildschirminhalten in sogenannter 8K-Auflösung, die doppelt so scharfe Bilder liefern soll wie das derzeitige Ultra-HD. Auf insgesamt 3.300 Quadrameter zeigt der Konzern auf der IFA aber nicht nur TVs, sondern unter anderem auch Haushaltsgeräte.
Die IFA habe sich zu einer sehr bedeutenden Messe entwickelt, auf der neben Unterhaltungselektronik auch mobile Autolösungen, IT-Produkte und Internet-Services zu sehen seien, betonen die Japaner.
Panasonic werde sich im Rahmen der vom neuen Unternehmens-Präsidenten Kazuhiro Tsuga eingeleiten Umstrukturierung aber auch weiter aus dem Konsumentenmarkt zurückziehen und sich auf Geschäftslösungen konzentrieren. Die Sparte der Unterhaltungselektronik für Verbraucher mache bei Panasonic inzwischen nur noch 25 Prozent des Geschäfts aus. Das Unternehmen kehrte zuletzt nach längerer Zeit wieder in die schwarzen Zahlen zurück. "Unser Ziel für 2015 haben wir bereits jetzt schon erreicht."
Die Elektronikmesse startete am Mittwoch in Berlin mit einem Pressetag. Unter anderem Miele, Bosch, Acer, Panasonic und Sony stellen ihre Geräte und Technologien vor. Die Highlights: Samsung wird voraussichtlich ein neues Modell seiner Computer-Uhr Gear zeigen, die mit einem eigenen Mobilfunk-Chip auch unabhängig von einem Smartphone zahlreiche Funktionen bieten kann.
Die Vernetzung von Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik ist ein zentrales Thema der diesjährigen IFA, die ihren 90. Geburtstag feiert. Die Ausstellungsfläche der Messe wurde noch einmal um drei Prozent vergrößert. Neu hinzugekommen ist der CityCube - das Gebäude steht auf dem Gelände der ehemaligen Deutschlandhalle. Von Freitag an (5. September) bis zum 10. September ist die Messe für alle Besucher geöffnet.