Genuss in Verbindung mit Alkohol ist häufig mit Scham und schlechtem Gewissen besetzt, haben die Rheingold-Psychologen in 60 qualitativen Interviews herausgefunden, deren Befunde im Anschluss im repräsentativen Online-Panel vertieft wurden. 70 Prozent der Deutschen sagen zum Beispiel, dass sie lieber mit gutem Gewissen mal ein Glas Alkohol trinken würden. In der Öffentlichkeit halten sie die Lust am Alkoholgenuss aber gerne gedeckelt.  Dabei bedeutet für die große Mehrheit (75 Prozent) Alkohol tatsächlich nur dann Genuss, wenn er in Maßen genossen wird. 12 Prozent gaben an, Alkoholgenuss bedeute für sie, sich mal richtig zu betrinken.  

"Dinge, die uns Genuss verschaffen, sind immer mit einem Problem behaftet," sagt beispielsweise auch der Wiener Philosoph Robert Pfaller. "Sie sind teuer wie Champagner, fett wie Sahnetorte, giftig wie Zigaretten." Er glaubt, vor lauter "maßlosem Maßhalten" könnten die Leute nicht mehr genießen. 

Alkoholgenuss ist ambivalent. Und vom Exzess zeugen die geschätzt  2,5 Millionen Alkoholabhängigen (Quelle:Deutsches Rotes Kreuz) und weitere 2,7 Millionen die Alkohol missbrauchen. Was fangen also Diageo und Pernod nun mit den Ergebnissen an? Rheingold-Psychologin Imdahl weiß Rat: "Wir wollen nicht den lockeren Umgang mit Alkohol predigen, aber er kann helfen, das Loslassen wieder einzuüben, das vielen offenbar so schwerfällt."  Die Studie hat laut Imdahl ein eindeutiges Ergebnis: "Viele, die ab und zu mal zu Alkohol greifen, können auch sonst besser genießen."  


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.