
Nachruf:
Peter Scholl-Latour: Ein großer Publizist ist tot
Der Fernsehjournalist Peter Scholl-Latour ist am 16. August gestorben. Der 90-Jährige prägte für Generationen die Sicht aufs Weltgeschehen.
Der Fernsehjournalist Peter Scholl-Latour ist am 16. August in Rhöndorf nach langer Krankheit gestorben. Der 90-Jährige prägte für Generationen die Sicht aufs Weltgeschehen.
Der Deutsche Journalistenverband DJV zollt dem Publizisten Respekt: "Unvergessen sind Peter Scholl-Latours Verdienste um den Fernsehjournalismus in den 60er- und 70er-Jahren, als er wie kaum ein anderer deutscher Journalist die grausame Realität des Vietnamkriegs schilderte." "Peter Scholl-Latour hat sich immer bemüht, mitten im Geschehen zu sein und von dort ein realistisches Bild zu vermitteln", sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken, "Vor allem junge Journalistinnen und Journalisten haben von ihm und seinem Stil der Fernsehreportage viel gelernt."
Peter Scholl-Latour wurde am 9. März 1924 in Bochum geboren. 1963 gründete er nach seiner Tätigkeit als Hörfunkkorrespondent der ARD in Afrika das ARD-Studio Paris, das er bis 1969 leitete. Von 1969 bis 1971 war er Direktor des WDR-Fernsehens für das Erste Programm (ARD). In seine Amtszeit fielen unter anderem die Einführung des Schulfernsehens und der "Lach- und Sachgeschichten", Vorläufer der "Sendung mit der Maus", sowie der kontroverse Fernsehfilm "Das Millionenspiel". WDR-Intendant Tom Buhrow: "Mit seinen Erfahrungen, Erlebnissen und Einschätzungen bereicherte Peter Scholl-Latour unsere Arbeit und unsere Sicht auf die Welt. Er hat für die ARD und für den WDR viel erreicht. Peter Scholl-Latour war und bleibt ein Vorbild für alle Journalistinnen und Journalisten."
Von 1971 an arbeitete Peter Scholl-Latour im ZDF als Chefkorrespondent, von 1975 bis 1983 leitete er zusätzlich das
Pariser ZDF-Studio. ZDF-Intendant Thomas Bellut: "Peter Scholl-Latour war ein wahrhaft furchtloser Reporter in allen Teilen der Welt. Und er hat in zahlreichen Büchern und Filmen uns allen die Welt so erklärt, wie es kein anderer konnte - auf seine ganz eigene Art." Das ZDF betitelt den Journalisten und Sachbuchautor als "berühmtesten Kriegsreporter der Republik: Immer wieder zog es ihn in die unterschiedlichsten Krisengebiete, wie nach Vietnam, wo er 1973 von den Vietcong gefangen genommen wurde, aber auch nach Kambodscha, China und Afghanistan."
Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) trauert um seinen ersten Präsidenten. Jürgen Doetz, der Peter
Scholl-Latour 1996 im Präsidentenamt folgte: "Mit Peter Scholl-Latour verliert Deutschland einen seiner großen politischen
Journalisten und Publizisten. Mit seinem Werk und seinem Wissen über unterschiedliche politische Systeme und Religionsräume hat er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis und einem aufgeklärten Umgang mit anderen Kulturen geleistet." Auch habe er sich im VPRT "mit großem persönlichen Einsatz für den Aufbau und die Etablierung des Privaten Rundfunks in Deutschland als zweiter Säule eines gleichberechtigten dualen Rundfunksystems" engagiert. (dpa/ots/sh)