Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) hat den Lebensmittelhandel aufgefordert, sämtliche Verdachtsfälle im Pferdefleisch-Skandal offen zu legen. "Viele Einzelhändler haben in den letzten Tagen und Wochen stille Rückrufaktionen unternommen, weil sie offenbar schon einen Verdacht hatten", teilte Remmel am Donnerstag in Düsseldorf mit. Die Verbraucher hätten davon aber nichts erfahren. Remmel forderte deshalb vom deutschen Lebensmittelhandel eine zentrale Internet-Plattform, um über verdächtige Produkte, Rückrufaktionen und Pferdefleisch-Funde zu informieren. Die Verbraucher müssten selbst überprüfen können, ob sie noch verdächtige Produkte in ihren Kühlschränken haben. Weil von den Produkten nach bisherigem Stand keine akute Gesundheitsgefahr ausgehe, sei eine Nennung von Seiten der Behörden rechtlich nicht zulässig.

In Deutschland erfasst der Skandal bereits mehrere Bundesländer: In Baden-Württemberg wurde eine verdächtige Tiefkühl-Lasagne der Firma Eismann aus dem Handel genommen. Eine Tiefkühl-Lasagne mit möglicherweise falsch deklariertem Pferdefleisch wurde zudem in einem Lager in Brandenburg vorsorglich sichergestellt. In beiden Fällen gibt es eine Spur nach NRW. In Niedersachsen wurde ein Kühlhaus geschlossen. Bayern kündigte verschärfte Kontrollen an, hat aber bislang keine Auffälligkeiten entdeckt.

Die EU-Kommission will mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die ersten 2500 Gentests könnte es den Plänen zufolge im März geben, etwa 200 davon in Deutschland, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Mittwochabend nach  einem Krisentreffen acht beteiligter Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden.

Tests der britischen Lebensmittelaufsicht haben indes ergeben, dass Fleisch von drei mit dem Medikament Phenylbutazon gespritzten Pferden wohl in die Nahrungskette geraten ist. Das in der Tiermedizin zu therapeutischen Zwecken und als Schmerzmittel verwendete Phenylbutazon weise für Menschen nur ein geringes gesundheitliches Risiko auf, hieß es am Donnerstag in London. Das Mittel wird wohl auch für Doping im Pferdesport  verwendet. (fs/dpa)


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.