
Bilanz:
Planlos ins Weihnachtsgeschäft: Amazon schockt die Anleger
Nervöse Altionäre bei Amazon: Der aggressive Wachstumskurs von Jeff Bezos hat das Unternehmen tief in die roten Zahlen geführt. Und für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft kann man keine klare Prognose abgeben.
Der aggressive Wachstumskurs von Jeff Bezos hat Amazon tief in die roten Zahlen geführt. Für das dritte Quartal 2014 meldet der Internethändler 437 Millionen Dollar Verlust. Für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft will Amazon derzeit keine klare Prognose abgeben. Das operative Ergebnis könne zwischen einem Gewinn von 430 Millionen und minus 570 Millionen liegen, heißt es.
Die Investoren straften die Aktie im nachbörslichen Handel am Donnerstag mit einem Kurseinbruch von mehr als zehn Prozent ab.
Der Verlust im dritten Quartal fiel deutlich höher aus als am Markt erwartet. Dazu trug auch eine Abschreibung von 170 Millionen Dollar auf das erst im Sommer herausgekommene erste Amazon-Handy Fire Phone bei. Das groß angekündigte Smartphone ist bislang ein Ladenhüter fiel auch in der Fachpresse durch. Amazon musste nach wenigen Wochen bereits den Preis senken.
Rote Zahlen oder nur magere Gewinne ist die Börse von Amazon zwar gewohnt, weil Gründer und CEO Bezos kompromisslos auf Wachstum und Investitionen setzt. Momentan scheint das Unternehmen aber auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen; die Kosten schießen entsprechend in die Höhe. Im vergangenen Quartal stiegen die Ausgaben unter anderem für die Lager-Standorte sowie Technologie und Inhalte wie Serien und Kinofilme in Amazons Videostreaming-Dienst deutlich.
Bislang kaufte die Börse Amazon die Wachstums-Story ab und belohnte Bezos' Investitionsbereitschaft mit kräftigen Kurssteigerungen. Doch inzwischen scheinen die Investoren die Geduld verloren haben.
Bezos hat sich voll und ganz der Kundschaft verschrieben und nimmt viel Geld in die Hand, um "das Konsumentenerlebnis einfacher und stressfreier denn je" zu machen. Das kurbelt den Umsatz an. Von Juli bis September stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 20,6 Milliarden Dollar.
Amazon brachte zuletzt neben dem Fire Phone auch die TV-Box Fire TV in Deutschland auf den Markt und erneuerte die Produktfamilien seiner Tablet-Computer sowie E-Book-Lesegeräte. Im Geschäft mit Cloud-Diensten wird der Wettbewerb mit Rivalen wie Google und Microsoft schärfer. Im vergangenen Quartal kaufte Amazon zudem für knapp eine Milliarde Dollar die Video-Website Twitch, auf der Gamer Live-Mitschnitte vom Spielverlauf veröffentlichen können.
Finanzchef Tom Szkutak kündigte in der Telefonkonferenz nach Vorstellung der Zahlen aber an, dass Amazon grundsätzlich an den hohen Investitionen festhalten werde. Der Konzern wisse aber, dass er mit Vorsicht überlegen müsse, in welche Geschäfte man das Geld stecke.