Konkurrent Lidl setzte dagegen mehr auf Profilierung durch Aktionen. Im aktuellen Weihnachtsgeschäft etwa steigt der Discounter im großen Stil ins Spielwarengeschäft ein und offeriert in einem eigenen 36-seitigen Prospekt Spielzeugklassiker wie Carrera-Autorennbahnen, Barbie-Puppen und Lego-Sets. Lidl greift damit nicht nur den Spielwaren-Fachhandel an, sondern auch die Drogeriemarktkette Müller, die schon länger diese Marktnische für sich entdeckt hat.

Doch beschränkt sich die Angriffslust von Lidl nicht auf diesen Bereich. Dass der Discounter mehr als nur billig kann, bewies er bei einer großen Weinaktion im Herbst, die ganz unverhohlen auch auf wohlhabendere Kunden zielte. Waren doch unter anderem etliche edle rote Bordeaux-Weine zu Preisen zwischen 30 und 90 Euro je Flasche im Angebot. Teuerste Offerte war ein Sauternes von Chateau d'Yquem 2011 zum Preis von 349 Euro, dem der Prospekt faszinierende Geißblattnoten, Aromen von weißem Pfirsich und karamellisierten Aprikosen, subtile Vanillenoten und einen unvergesslichen Abgang bescheinigte.

"Das hat bei Lidl eine neue Qualität angenommen", urteilt denn auch Wolfgang Adlwarth, Handelsexperte bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Auffallend sei dabei, dass der Aldi-Rivale die Aktionen gezielt nutze, um sein Ladengeschäft ins Internet zu verlängern und sein Online-Standbein zu stärken.

Gewinner des scharfen Wettbewerbs sei der Verbraucher, meint Adlwarth. Und der kann nach Einschätzung des Handelsexperten auch 2015 mit weiteren angenehmen Überraschungen rechnen. Zwar würden die Rotstiftaktionen im kommenden Jahr wohl nicht mehr die Ausmaße dieses Jahres haben, da der Spielraum geringer geworden sei, meint der Branchenkenner. "In einigen Sortimentsbereichen wird es aber sicher noch weiter runtergehen." Für Adlwarth steht fest: "Deutschland als Billiglebensmittelland wird seinem Ruf erneut gerecht."