
Print Plus: Skepsis gegenüber Sonderwerbeformen
Werden Sonderwerbeformen wie QR-Codes oder Augmented Reality Printmedien aus der Misere helfen? Vier Medienexperten diskutierten auf der W&V-Veranstaltung Print Plus über die Frage, ob die Spielereien ihr Geld wert sind.
Sind die elektronischen Innovationen und Sonderwerbeformen für klassische Printmedien überhaupt bezahlbar? Um diese Frage ging es bei der Podiumsdiskussion „Realitätscheck: Vision versus Budget“ auf der W&V-Veranstaltung Print Plus. Vier Medienexperten diskutierten mit W&V-Redakteur Thomas Nötting, der die Runde moderierte.
„Sonderwerbeformen sollten nicht einfach nur auffallen. Das ist nicht wirtschaftlich“, stellte Boris Schramm klar, Managing Director bei GroupM. Die Werbung müsse auch einen deutlichen Mehrwert liefern. Peter Würtenberger, CMO von Axel Springer, wies auf ein grundlegendes Problem der Mediaplaner hin: „Das Nutzerverhalten hat sich partikularisiert.“ Dass die Konsumenten heute zahlreiche Medienkanäle nutzen, erschwere die Mediaplanung sehr. „Es geht nicht darum, hier und da eine Sonderwerbeform einzusetzen, sondern um integrierte Lösungen.“
Joachim Tillessen, Leiter Presse der Einzelhandelskette Coop, hat für seine hochauflagige Kundenzeitschrift bisher nicht mit Sonderwerbeformen experimentiert. „Vieles davon sind Spielereien. Fraglich ist, ob sich der Aufwand lohnt.“ Florian Haller, Hauptgeschäftsführer Serviceplan, dämpfte die Euphorie um Printed Electronics: „Wir haben eher schwache Erfahrung mit QR Codes und Augmented Reality gemacht.“ Breite Reichweite habe man damit bisher nicht erzielt. „Ob das der Weg aus der Misere ist, wage ich zu bezweifeln.“ Printhäuser müssten vielmehr den Wechsel zum Multimediahaus schaffen.
Dem pflichtet Peter Würtenberger bei: „Print ist für Axel Springer ein solides Geschäft – aber bleibt es auch in Zukunft stabil?“ Hier sei es Aufgabe der Journalisten, multimedial zu denken und Inhalte entsprechend aufzubereiten. Boris Schramm sieht das Problem der Verlage weniger bei ihrem Produkt: „Sie haben sich mit dem Werbemarkt nicht strategisch genug auseinandergesetzt, sondern sind da stehengeblieben, wo sie jahrzehntelang gut verdient haben."
Die Anzeigenflaute im Printmarkt erklärt sich Würtenberger mit fehlenden Imageanzeigen. „Große Unternehmen können nicht einerseits massenhaft Stellen streichen und andererseits ein Vermögen in Werbung investieren.“ Für die Springer-Apps kann Würtenberger sich Werbung durchaus vorstellen – obwohl die Apps kostenpflichtig sind. Florian Haller sieht in mobilen Anwendungen einen Trend, „der unsere Arbeit stark beeinflusst“. Es habe gedauert, die Endgeräte genügend zu verbreiten und die Vernetzung zu etablieren, „aber jetzt wird Mobile sicher schnell an Bedeutung gewinnen.“