Die Datenschutz-Aktivisten verlangen zudem, die FTC solle Facebook auffordern, die Algorithmen offenzulegen, nach denen der Nachrichtenstrom der Mitglieder gefiltert werde. Das Online-Netzwerk zeigt dort generell eine Auswahl der Einträge an, um die Nutzer nicht zu überfordern. Ziel sei, den Nutzern vor allem für sie relevante Einträge anzuzeigen, erläutert Facebook. Bei der Auswahl wird unter anderem berücksichtigt, wie oft ein Nutzer mit den Facebook-Freunden interagiere und wie populär die einzelnen Einträge seien. Die genauen Formeln sind aber nicht öffentlich bekannt.

Facebook hatte erklärt, der Test sei durch die Nutzungsbedingungen gedeckt gewesen, weil er der Verbesserung des Dienstes gedient habe. Gleichzeitig hatte Top-Managerin Sheryl Sandberg in einem Interview eingeräumt, dass die Studie "schlecht kommuniziert" worden sei.

Zugleich erzählte ein früheres Mitglied von Facebooks Datenanalyse-Abteilung dem "Wall Street Journal", es habe nur wenige Beschränkungen und Kontrolle gegeben. "Jeder in diesem Team konnte einen Test durchführen", sagte Andrew Ledvina, der in der Abteilung von Februar 2012 bis Juli 2013 gearbeitet habe. "Sie versuchen immer, das Verhalten der Leute zu ändern." So habe er selbst ein kleines Experiment zusammen mit einem Produktmanager durchgeführt, über das niemand sonst im Unternehmen informiert gewesen sei. Bei einem der Versuche seien Nutzer aus ihren Konten ausgesperrt worden, um die Sicherheitssysteme des Dienstes zu testen, schrieb das Blatt.

Das Journal "Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaft ("PNAS"), das mit der Veröffentlichung der Studie den Wirbel ausgelöst hatte, distanzierte sich unterdessen von dem Test. Man sei besorgt gewesen, dass dabei möglicherweise Methoden eingesetzt worden seien, die nicht den Regeln wissenschaftlicher Forschung entsprochen hätten, schrieb Chefredakteur Inder M. Verma in einer Stellungnahme. So muss für die Teilnahme an Studien unter anderem eine klare Einwilligung vorliegen. Da das Experiment aber von Facebook durchgeführt wurde, sei es nicht unter die Vorschriften für wissenschaftliche Einrichtungen gefallen.