
Dank HD via DVB-T:
RTL bleibt Antennenfernsehen doch treu
Um 2016 beim besseren Standard DVB-T2 mitmischen zu können, zieht sich die Mediengruppe RTL Deutschland vom Rückzug aus dem Antennen-TV zurück.
Die RTL-Familie beschließt den Ausstieg vom Ausstieg aus DVB-T: Die Mediengruppe RTL Deutschland werde ihre Free-TV-Sender RTL, Vox, Super RTL, RTL II sowie in Berlin auch n-tv bis auf Weiteres über digitales Antennenfernsehen verbreiten, heißt es am Dienstagmorgen aus Köln. Grund für den Sinneswandel: Media Broadcast, Ex-Telekom-Tochter und Dienstleister hinter den DVB-T-Sendeanlagen, hat in Aussicht gestellt, ab 2016 ein technisch aufgerüstetes Antennenfernsehen mit HD-Option deutschlandweit zu starten. Nun haben Media Broadcast und die Kölner Unternehmensgruppe den zum Jahresende auslaufenden Vertrag für zunächst zwei weitere Jahre verlängert. „Mit ihren erfolgreichen Free-TV-Sendern möchte die Mediengruppe RTL die Attraktivität des terrestrischen Verbreitungsweges bis zur Umstellung auf den neuen Standard DVB-T2 aufrechterhalten“, heißt es. Nur die in anderer DVB-T-Technik versorgten Regionen Halle/Leipzig und Stuttgart bleiben ausgespart. Mit dem Festhalten an der Technik leiste die Gruppe einen Beitrag für eine „erfolgreiche Weiterentwicklung der Terrestrik“, so die Kölner.
Mit dem DVB-T2-Standard zeichne sich für die Mediengruppe RTL erstmals ein „tragbares kommerzielles Geschäftsmodell für digitales Antennenfernsehen ab“, heißt es weiter. Über die Plattform, so erklären die Kölner, sollen künftig die Free-TV-Sender der Mediengruppe in HDTV-Qualität verschlüsselt auch terrestrischen Fernsehhaushalten angeboten. Aber: „Bis zu einer verbindlichen Entscheidung für DVB-T2 sind jedoch noch mehrere Rahmenbedingungen zu erfüllen“, warnen die Kölner und Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland, fügt hinzu: "Wir haben wie versprochen nach dem Commitment der Berliner Koalition zu den Frequenzen nun den nächsten Schritt gemacht. Ob das zu einer langfristigen Versorgung der Bevölkerung mit terrestrischem Fernsehen führt, hängt jetzt wiederum von den ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen ab.“ Eine Bedrohung der Frequenzversorgung von DVB-T könnte der Mobilfunk werden, wo benachbarte Sendekapazitäten in eine neue Frequenz-Auktion münden könnten – trotz ersten Erklärungen der Politik Ende 2013, dass dies ausgeschlossen werde. Schmid weiter: „Wenn die Regulierungsbehörden von Bund und Ländern die besondere Situation bei der Terrestrik und da vor allem die geringen technischen und ökonomischen Spielräume anerkennen, kann es gelingen, diese Empfangsalternative für Zuschauer und Sender langfristig zu erhalten."
Anfang 2013 hatte die RTL-Familie ihren stufenweisen Rückzug aus der DVB-T-Verbreitung angekündigt, da ein durch die Politik garantierter Verbleib der terrestrischen Frequenzen beim Rundfunk "nicht erkennbar" war. Als weitere Gründe führte der Konzern damals die unzureichende Unterstützung eines branchenweiten Umstiegs durch Regulierungs- und Aufsichtsbehörden und die daraus resultierenden ungewissen ökonomischen Rahmenbedingungen an. Kurz: zu teuer für zu wenig Verbreitung und Nutzen. Nur rund zwei bis drei Prozent der deutschen TV-Haushalte empfangen TV über die digitale Antenne, der erste Verbreitungsweg übrigens, der komplett digital war. Eine erste Voraussetzung für die Neubewertung des DVB-T-Engagements hat die Politik aus RTL-Sicht Ende 2013 mit der im Koalitionsvertrag aufgenommenen Absichtserklärung geschaffen, „die Frequenzen für einen Umstieg auf DVB-T2 für den Rundfunk zu erhalten“. Die Rückzugspläne der Kölner hatten viele Marktpartner aufgeschreckt, zumal das System mit weniger Sendern auskommen müsste und damit noch weniger konkurrenzfähig zu Kabel, Satellit und IPTV wäre.
Die Medienanstalten machen nun fix Nägel mit Köpfen. Bei einem Treffen in Berlin haben sich am Montag die Marktbeteiligten zu ihren Zeit- und Frequenzplanungen für den Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 ausgetauscht. Der Koordinator Netze, Technik, Konvergenz der Medienanstalten, Thomas Fuchs, hatte dazu Vertreter von ARD, ZDF, RTL, ProSiebenSat.1, VPRT und Media Broadcast zu einem ersten runden Tisch eingeladen. DVB-T wird nach Angaben der Medienanstalten bundesweit von 4,2 Millionen Haushalten genutzt. Für die Hälfte davon ist es der einzige Weg, Fernsehen zu empfangen.