Was den "Raabinator" zu seinem Schritt wirklich bewegt, lässt er im Unklaren. "Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen", zitierte ihn sein Sender, dem er 16 Jahre fest verbunden war. "ProSieben hat mir eine mehrjährige Vertragsverlängerung angeboten. Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen."

Zuletzt soll es jedoch im Verhältnis zwischen ProSieben und Raab geknirscht haben. Der Sender hatte im Juli vergangenen Jahres bei der Jahresprogrammpressekonferenz in Hamburg ein neues Showformat mit Raab in Aussicht gestellt. Doch daraus wurde nichts. Dann wurde seine Show "Schlag den Raab" im Frühjahr "aus produktionstechnischen" Gründen einmal verschoben, auch hier kochten Gerüchte um Spannungen hoch.

Schließlich wurde er mit dem privaten Marktführer RTL in Verbindung gebracht, der eine neue Show im Stil von "Wetten, dass..?" plant. "Eine Zusammenarbeit mit Stefan Raab ist derzeit bei uns kein Thema", wehrte ein Sprecher auch am Donnerstag ab. Doch ein kleines Fragezeichen bleibt: RTL hat seine Jahresprogrammpressekonferenz in diesem Jahr auf den Saisonstart im Spätsommer verschoben. Vielleicht um dann in aller Ruhe einen neuen Star zu präsentieren?

Um den "King of Kotelett" muss sich niemand Gedanken machen. Er hat mit Sicherheit etwas beiseitegelegt. Als Produzent dürfte er auch erfolgreich bleiben. Auch dem Konzern ProSiebenSat.1 geht es gut. Doch nach Raabs Abgang klaffen riesige Lücken. Nicht nur die ellenlangen Samstagabendshows müssen ersetzt werden, vor allem auch die werktägliche Show "TV total" hinterlässt ein Loch im Programm. Wie wird das gestopft? "Samstags werden weiter Shows laufen", versicherte ein ProSieben-Sprecher am Donnerstag. Und sonst? Am 7. Juli will der Sender auf seiner Jahrespräsentation Lösungen nennen.

Fest steht: Einen Genius wie den Grimme-Preisträger Raab gibt es kein zweites Mal. Die jüngeren ProSieben-Gesichter Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf können ihn nicht ersetzen. Dasselbe gilt für Palina Rojinski und Neuzugang Lena Gercke. Sie können Raab nicht das Wasser reichen. Klar ist: Stefan Raabs Abgang vom Bildschirm ist ein schmerzlicher Verlust für Deutschlands Fernsehlandschaft. Carsten Rave, dpa