Der für die Redaktionen zuständige ZGT-Geschäftsführer Klaus Schrotthofer plane, gemeinsam mit Raue weitere "innovative Redaktionsstrukturen" in Thüringen einzuführen. Dabei soll die lokale und regionale Kompetenz der "Thüringer Allgemeinen" gestärkt und die Vielfalt der Zeitungstitel in Thüringen erhalten werden.

Der Wechsel an der Spitze der größten Thüringer Zeitung sei Teil eines "umfassenden Erneuerungsprozesses" in der Zeitungsgruppe Thüringen (ZGT), zu der auch die "Ostthüringer Zeitung" und die "Thüringische Landeszeitung" gehören. Damit ist, vermutet die "Süddeutsche Zeitung", wohl der gleiche - Personal und Kosten sparende - Artikeltausch gemeint, der auch bei den NRW-Titeln der WAZ schon praktiziert wird. Auch der DJV führt Lochthofens Absetzung auf dessen Weigerung zurück, Desk-Modelle nach WAZ-Muster bei seiner Zeitung einzuführen.

Auch Lochthofens Ehefrau, die stellvertretende Chefredakteurin Antje-Maria Lochthofen, muss ihren Stuhl räumen. "Ich hätte nicht gedacht, dass diese Art Sippenhaft wie in der Stalin-Zeit in unserem Land möglich ist. Das erinnert mich an die Strukturen in der DDR", kritisierte der in Russland geborene Journalist Lochthofen gegenüber dem "Spiegel". Für den DJV ist klar, dass Antje-Maria Lochthofen ihren Posten räumen muss, um Paul Josef Raue die Möglichkeit zu geben, mit Personen seines Vertrauens zusammenzuarbeiten.

Die "Thüringer Allgemeine" hieß zu DDR-Zeiten "Das Volk" und war im Januar 1990 die erste SED-Bezirkszeitung, die sich für unabhängig erklärte. Lochthofen wurde damals von den Mitarbeitern zum Chefredakteur gewählt und gab dem Blatt seinen neuen Namen.

jmk/kas