
Obst und Gemüse im Supermarkt:
Rewe verkauft Bio ohne Verpackung
In 630 Filialen testet Rewe, wie der Verkauf von Bio-Obst und -Gemüse ohne Einwegverpackung klappt. Und ob die Verbraucher tun, was sie sagen.

Foto: Rewe
Gerade Bio-Obst- und -Gemüse in den Supermärkten ist meist in Einwegplastik verpackt - was nach eigenen Aussagen die meisten Bio-Kunden stört. Laut der Studie "Verpackungsfreie Lebensmittel – Nische oder Trend?" von PwC, die bereits aus dem Jahr 2015 stammt, sagen acht von zehn Kunden, sie würden beim Kauf von Lebensmitteln auf Einwegverpackungen verzichten. Die Bereitschaft sei bei Obst und Gemüse am höchsten.
Die Probe aufs Exempel macht nun die Supermarktkette Rewe. In 630 Supermärkten von Rewe und Nahkauf in Baden-Württemberg, der Pfalz und dem Saarland testet der Konzern den Verkauf von Bio-Obst und -Gemüse - weitestgehend ohne Plastik oder in umweltfreundlicheren Verpackungen.
Das jährliche Einsparpotenzial liege bei 90.000 Kilogramm Verpackungsmaterial, davon sind bis zu 60.000 Kilogramm (60 Tonnen) Kunststoff.
Mit dem Test will Rewe "wichtige Erfahrungen auf dem Weg zu einer weitgehenden Plastikfreiheit im Obst- und Gemüsesortiment" sammeln. Anhand der Ergebnisse würden Erkenntnisse für weitere Schritte abgeleitet. Rewe habe sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2030 alle Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlicher zu gestalten.
"Angesichts des weltweiten Ausmaßes an Umweltverschmutzung und Plastikmüll stehen auch wir als Lebensmitteleinzelhändler in der Verantwortung, entgegenzusteuern und unser Umweltengagement zu intensivieren", sagt Peter Maly, der bei Rewe als Geschäftsführer Vertrieb für bundesweit über 3300 Märkte verantwortlich ist.
Der Fokus liege auf Lösungen, die Verpackungen unnötig machen. "Aber auch der sparsamere Einsatz von Materialien und die Entwicklung innovativer, umweltfreundlicherer Verpackungsalternativen sind Optionen", sagt Maly. "Gleichzeitig möchten wir unseren Kunden ein Angebot unterbreiten, mit dem es leichtfällt, etwas für die Umwelt zu tun."
Die Tierschutzorganisation Nabu begrüßt die Aktion. Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Noch verbrauchen wir in Deutschland mehr als 220 Kilogramm Verpackungen pro Kopf und Jahr. Diese Zahl muss steil nach unten gehen. Dafür brauchen wir Vermeidungslösungen für alle Materialien, also auch Glas, Papier und Aluminium." Die Rewe-Aktion sei eine "umweltfreundliche Weichenstellung".
Plastikfrei - nicht ganz
Rewe erklärt Näheres zur Testphase: Einbezogen werden 107 Bio-Obst- und -Gemüsesorten - und nicht alle davon unverpackt. "Da Plastikverpackungen vor allem helfen, Frische, Qualität und Hygiene der Ware entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu sichern, werden bei dem Großversuch weiterhin beispielsweise einige hoch empfindliche Beerenfrüchte sowie frische Blattsalate wie Feldsalat oder Rucola geschützt", erklärt der Handelskonzern.
Weiterhin verpackt gibt es außerdem Produkte wie Kartoffeln und Zwiebeln, "die nicht einzeln mit einem Klebeetikett ausgezeichnet werden können, um die Unterscheidbarkeit zur konventionellen Ware zu gewährleisten". Hier aber versuche Rewe, möglichst umweltfreundlichere Kennzeichnungs- und Verpackungslösungen zu verwenden.
Ausgewertet wird, wie sich die jeweiligen Maßnahmen etwa auf die Frische und die Haltbarkeit der Produkte auswirken, wie praktikabel sie sind und ob sie vom Kunden angenommen werden.
Nach eigenen Angaben spart Rewe duch Verbesserung und Vermeidung bei Verpackungen bereits heute jährlich rund 7.000 Tonnen Kunststoff.
Rewe macht mit gut 3300 Märkten und 120.000 Mitarbeitern rund 21,2 Milliarden Euro Umsatz (2017). Die genossenschaftliche Rewe Group (Handel und Touristik) erzielte rund 58 Milliarden Euro.