
Kartellrechte:
Ringier-Chef: Google ist zu stark
Auch der Schweizer Ringier-Chef legt sich mit Google an, zumindest verbal: Er fordert neue Kartell-Regeln, weil Googles Marktmacht "exorbitant" sei.
Auch Marc Walder kritisiert scharf die Marktmacht von Google. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte der Chef des Schweizer Medienunternehmens Ringier: "Die Marktmacht von Google ist - ich wähle dieses Wort bewusst - exorbitant." Kaum hätte es jemals ein Unternehmen gegeben, das derart marktdominant sei. Er beklagte, dass die bisherige Kartelltheorie mit dem Erfassen von Marktdominanz überfordert sei und forderte, diese der Realität anzupassen.
Allerdings bezeichnete Walder Google als "Frenemy", also eine Mischung aus Freund und Feind. Das mag wirtschaftliche Gründe haben, denn Ringier ist in Europa einer der größten Kunden von Google Apps. Das Schweizer Verlagshaus hatte im Jahr 2010 damit begonnen, weltweit seine Mitarbeiter über Google mit E-Mail-Konten und anderen Cloud-Anwendungen versorgen. Ringier-Technikchef Samuel Hügli hatte damals Sicherheitsbedenken entkräftet: "Wir speichern die Inhalte verschlüsselt im Netz und kommunizieren mit einer Verschlüsselung geschützt." Google sage für Anwendungen eine Ausfallsicherheit von 99,9 Prozent zu. Das liege deutlich über der bislang erzielten Betriebssicherheit.
Das Digitale wird aber zusehends ein Wirtschaftszweig von Ringier. 55 Prozent des Umsatzes entfiele nur auf die klassischen Verlagsaktivitäten, 30 Prozent kämen aus digitalen Geschäften und 15 Prozent auf den Bereich Entertainment. 1,4 Milliarden Franken habe man in das digitale Geschäft investiert. "Man kann sagen: Wir haben uns von einem klassischen Verlag zu einer operativ geführten Medienholding entwickelt". Auch künftig wolle man im Digitalbereich ausbauen. Dabei lobt er vor allem den kurzen Draht, den er zu Verleger Michael Ringier habe, was schnelle Entscheidungsprozesse möglich mache. Dem klassischen Print-Markt aber erteilte Walder trotz Investition ins Digitale keine Absage. Die "Schweizer Illustrierte" beispielsweise laufe weiterhin wunderbar, außerdem habe man die "Le Temps" in der Schweiz nun zu 100 Prozent übernommen. "Bei aller Diversifikation glauben wir an starke Marken." (mit dpa-Material)