- Den TV-Fernen. Der Intellektuelle unter den TV-Typen ist im Schnitt 46,5 Jahre alt, lehnt das Fernsehen als Unterhaltungsmedium ab. Er sieht nur dann fern, wenn er sich informieren will.

- Den Selektivseher. Dieser ist – anders als die drei vorhergehenden Typen – eine eher neue Erscheinung. Im Schnitt 43,3 Jahre alt, entdeckt er für sich Perlen wie "Breaking Bad", nutzt dafür dann aber auch ein Smart-TV-Gerät mit Webzugang. Rund zehn Millionen Selektivseher macht Jo Groebel hierzulande aus – sie nutzen TV bewusst und stimmungsabhängig.

- Den Techniknahen. Er ist an sich schon der Jüngste – mit durchschnittlich 31,6 Jahren. Aber auch der Typus ist recht neu. Rund elf Millionen sind es in Deutschland, die TV häufig und oft nebenbei konsumieren, egal ob über den TV-Bildschirm oder über das Tablet. Sie sind die typischen Nutzer des Second Screen - und viele von ihnen haben gar kein herkömmliches Fernsehgerät mehr.

Dem "Techniknahen", der ebenso wie der Selektivseher ein Typus neuer Zeit ist, widmet sich Jo Groebel in der Studie intensiv, für die 1000 Teilnehmer von TNS Infratest repräsentativ befragt wurden. Groebels Beobachtung: "Das Fernsehverhalten der Deutschen hat sich massiv verändert. Besonders die jüngere Generation ist von der traditionellen Nutzung reiner TV-Geräte zu mobilen Plattformen gewandert." Mit weit reichenden Folgen, denen aus Sicht des Professors Anbieter, Medienpolitik und Regulierung Rechnung tragen müssten: "Durch diese substanzielle Nutzungsänderung wird aus dem Dualen Rundfunksystem zugleich ein Four-Player-System: Neben die Öffentlich-Rechtlichen und freien Privaten treten zunehmend gleichgewichtig Abonnentenfernsehen und professionelle Webanbieter." Also, Daumen hoch für Sky und Anbieter wie die VoD-Plattform Netflix.

Sorgen macht sich Groebel trotz der Prognose aber weniger um das TV an sich ("Es bleibt das Leitmedium") und um dessen Funktion ("TV wird dank des Austausches auf Facebook nach Jahren der Individualisierung wieder ein Gemeinschaftsmedium") als vielmehr um ARD und ZDF: Den techniknahen Jungen gehöre die Zukunft, meint er. Sie interessierten sich aber nicht für das Programm der Öffentlich-Rechtlichen. Die jungen Seher orientieren sich mehr an dem, was Groebel "Catch Up"-TV nennt und das den künftigen TV-Markt prägen dürfte: Lieblingsformate auf Abruf. "Synchron TV", wie es ARD und ZDF überwiegend mit Nachrichten, Sport, Shows und Events biete, würden gerade die Jungen immer mehr links liegen lassen.

Auf den Medientagen München hat Jo Groebel zusammen mit TV-Machern, älteren Semestern und "Techniknahen" über das Fernsehen der Zukunft diskutiert.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.