
Mehrerlös im Alleingang?:
Rummenigge vs DFL: FC Bayern will TV-Rechte selbst vermarkten
Die DFL um Geschäftsführer Christian Seifert würde der mächtige FC Bayern am liebsten entmachten. Im Alleingang glaubt der Münchner Verein 200 Millionen Euro aus seinen TV-Rechten schlagen zu können.
Karl-Heinz Rummenigge greift einmal mehr die in der Bundesliga gängige Zentralvermarktung durch den Dachverband DFL um Geschäftsführer Christian Seifert an: Der Vorstandschef des Fußball-Dickschiffs FC Bayern München schlägt im aktuellen "Manager Magazin" vor, dass alle Bundesligaclubs ihre Fernseheinnahmen künftig eigenständig aushandeln sollten. Damit kleinere Vereine wirtschaftlich nicht zu schlecht dastünden, könne ein Solidartopf eingerichtet werden, in den größere Vereine zum Beispiel 50 Prozent ihrer Erlöse einzahlten, erklärt Rummenigge.
"Mit diesem Modell könnte sich die Bundesliga besser stellen - inklusive der kleineren Vereine", urteilt er und stellt für den FC Bayern fest: "Würden wir unsere TV-Rechte selbst vermarkten, könnten wir mit 200 Millionen Euro glatt das Vierfache unserer heutigen Erlöse erzielen." Er übt aber nicht nur indirekt am DFL-Team um Seifert Kritik, das er mit diesem Schritt entmachten würde: Den Bayern-Chef stört auch die Dominanz von Sky auf dem deutschen Pay-TV-Markt. "Das Monopol von Sky führt offensichtlich dazu, dass sich die Preise in Deutschland nicht nachhaltig bewegen", argumentiert Rummenigge. Sky ist derzeit der größte Geldgeber der Bundesliga. Insgesamt lässt sich das von Medienunternehmer Rupert Murdoch beherrschte Unternehmen seit der Saison 2013/14 die Bundesliga-Rechte gut 1,9 Milliarden Euro kosten - fast doppelt so viel wie für die Live-Rechte zwischen 2009 und 2013.
Bislang werden die Übertragungsrechte zentral von der Deutschen Fußball Liga vermarktet. Der derzeitige Vierjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Euro endet 2017. Die Bayern erhalten nächste Saison inklusive der internationalen Vermarktung und Sponsoring rund 74 Millionen Euro TV-Geld. Aufsteiger Darmstadt 98 kassiert allein aus der DFL-Vermarktung gut 20 Millionen Euro. Auch Rummenigge dürfte nach England blicken: Dort fließt - trotz Zentralvermarktung - wesentlich mehr Geld. Die 20 Vereine der Premier League profitieren von einem saftigen neuen TV-Vertrag, der von 2016 an gilt und den Clubs fast sieben Milliarden Euro für drei Spielzeiten in die Kassen spült. Zustande gekommen war der Kontrakt auch, weil in England zwei große TV-Konkurrenten die Preise nach oben trieben. "Wenn die zentrale Vermarktung nicht die erhofften Einnahmen und Zuwächse erbringt, sollte man es mit einem neuen Vergabeprinzip versuchen", sagt nun Rummenigge mit Blick auf Deutschland.
Die DFL lässt derzeit ihre Vorschläge für einen neuen Medienvertrag von 2017 an vom Bundeskartellamt überprüfen. Ziel ist ein Erlös von mindestens einer Milliarde Euro pro Saison. Bayern München hofft ebenfalls auf Unterstützung durch die Kartellwächter. Die könnten prüfen, ob eine dezentrale Vermarktung vorstellbar wäre.
Nicht zentral vermarktet werden die TV-Rechte derzeit zum Beispiel noch in Spanien. Dort handelten Spitzenclubs wie Triple-Gewinner FC Barcelona und Real Madrid bislang selbst ihre Fernsehverträge aus und erlösten damit große Summen. Kleineren Vereine blieben dagegen nur geringe Einnahmen. Zur Saison 2016/17 soll wegen der wachsenden Kritik an dem Modell auch in Spanien auf eine Zentralvermarktung umgestellt werden, noch aber wird darum gestritten.
dpa/ps