
Feldmann + Schultchen:
Schleswig-Holstein eckt mit neuem Slogan an
"Schleswig Holstein. Der echte Norden": Der neue Werbespruch des Bundeslandes sorgt schon jetzt für mehr Bekanntheit als sein Vorgänger. Und für jede Menge Ärger mit den Nachbarn.
Vom Münchner Standort aus betrachtet ist der Norden für viele Kollegen irgendwo da droben irgendwie alles. Norddeutsche sehen das jedoch ähnlich differenziert wie etwa die Ober-Mittel-Unter-Franken. Deshalb sind viele Nordländer nun auch nicht sonderlich erfreut über die neue Dachmarkenkampagne des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Das behauptet nämlich frech in seinem Slogan "Der echte Norden." zu sein.
Vor allem Dänemark reagiert laut "Süddeutscher Zeitung" verschnupft, schließlich liegt das Nachbarland noch nördlicher als Schleswig-Holstein. Auch der Nordsee-Anrainer Niedersachsen und das Ostsee-Bundesland Mecklenburg-Vorpommern finden die logische Schlussfolgerung, nun womöglich dem "falschen Norden" zugerechnet zu werden, nicht so toll und sprechen von einem "Affront". Schließlich hat man in Ostfriesland sogar die Stadt Norden vorzuweisen. Und am Bahnhof Norddeich endet die Reise für die Bahn. Weiter nördlich geht es nicht, dann würde sie direkt ins Watt fahren.
Landesweit lässt die rot-grüne Landesregierung Plakate mit dem neuen Werbespruch aufstellen, an denen nun auch viele Dänen auf dem Weg in den "falschen Norden" vorbeifahren. Und sich provoziert fühlen, und gar nicht glücklich, wie Schleswig-Holstein zu allem Überfluss auch noch verspricht. Denn neben dem "Echten" behaupten die Holsteiner auch das Thema "Glück" für sich gepachtet zu haben. Dabei verweisen sie stolz auf den "Glücksatlas 2013" der Deutschen Post, wonach Schleswig-Holstein das Bundesland ist, in dem die glücklichsten Menschen leben. Diese Glücksgefühle möchte man nun gerne mit möglichst vielen Touristen teilen, die diese "Glücksmomente" dann "weit über unsere Landesgrenze" hinaustragen, so die Vision der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. Mit Betonung auf "weit", denn die direkten Nachbarn grollen ja.
Niedersachsen ist vermutlich sauer, weil es trotz seines Slogans "Immer eine gute Idee." nicht auf diese Idee gekommen ist. Und Reinhard Meyer, Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, freut sich über die Debatte. "Wenn wir im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern nicht zurückfallen wollen, müssen wir unser Profil schärfen", sagt der SPD-Mann gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Schon jetzt sei der Slogan bekannter als sein braver Vorgänger. Der hieß: "Schleswig-Holstein. Land der Horizonte". Das war netter zum Nachbarn, aber offensichtlich auch langweiliger.
Die Imagekampagne ist zunächst auf drei Jahre angelegt. In diesem Jahr gibt das Land dafür 60.000 Euro aus, für die Folgejahre sind jährlich 250.000 Euro eingeplant. Erdacht hat das Konzept das Hamburger Designstudio Feldmann + Schultchen. Und ausgerechnet der Hamburger Senat reagiert sehr nordisch, beziehungsweise hanseatisch, auf die Frage, was man dort vom neuen Slogan der Holsteiner hält. Ein Sprecher von Bürgermeister Olaf Scholz: "Uns geht die Debatte so ein bisschen am Mors vorbei."