
OSK/Daimler:
Schwulenfeindlich? Gefeuerter PR-Mann kämpft vor dem Kadi um Job und Ruf
Vor dem Arbeitsgericht Köln streiten sich die Agentur OSK und ihr früherer Manager Stefan Susbauer. Der homosexuelle PR-Profi soll gefeuert worden sein, weil sein Arbeitgeber Ärger mit dem Kunden Daimler befürchtete.
Das Arbeitsgericht Köln hat am Donnerstagmorgen über eine Kündigungsschutzklage mit Brisanz zu urteilen. Der Kläger heißt Stefan Susbauer. Der 45-Jährige, Ex-Inhaber der Agentur Susbauer PR, kämpft vor dem Richter nicht nur um seinen Job, sondern auch um seinen Ruf. Ihm ist offensichtlich bei seiner Arbeit in Peking für das PR-Unternehmen OSK, das Susbauer PR 2011 übernommen hat, seine Homosexualität zum Verhängnis geworden.
Zum Hintergrund: Susbauer sollte sich ab Sommer 2011 in der OSK-Außenstelle Peking um die chinesische Dependance der Firma Daimler kümmern. Die dort ansässige Kommunikationschefin des Autokonzerns soll mit dem neuen Kollegen des OSK-Netzwerkes nicht zurechtgekommen sein – ein Dilemma für den langjährigen PR-Partner von Daimler, der den wichtigsten Kunden zu verlieren glaubte. Wie "Bild Köln“ nun berichtet und Stefan Susbauer auf Anfrage bestätigt, habe OSK-Gründer Oliver Schrott ihn gefeuert und den Vorgang mit seiner Homosexualität begründet; sein Chef habe ihm gesagt, es bliebe nichts anderes übrig, als Susbauer hinauszuwerfen, da Daimlers chinesische PR-Chefin sich weigere, mit einem Schwulen zusammenzuarbeiten.
Im Frühjahr 2012 verliert der 45-jährige Susbauer seinen Job als chinesischer Statthalter von OSK und kehrt zurück nach Köln: Seither bemüht er die Anwälte. Doch im Zuge der Auseinandersetzungen mit OSK legt sein Ex-PR-Arbeitgeber belastende Beweismittel vor: Fotos von einem PR-Event in China, die leicht bekleidete Männer zeigen. In einem Schreiben wird folgender Zusammenhang hergestellt: "Herr Susbauer hat zudem im Kreise der Mitarbeiter unaufgefordert eindeutige Fotos von einer sogenannten Gayparty vorgezeigt." Mit diesem Verhalten habe Stefan Susbauer Mitarbeiter und Kollegen zutiefst verstört, so OSK. Mit dem nach Nach-außen-Tragen seines Sexuallebens – "egal ob homo- oder heterogenes" – im innerbetrieblichen Bereich habe er zudem Mitarbeiter belästigt. Diese Vorkommnisse würden die Vorwürfe der Daimler-PR-Frau stützen.
Stefan Susbauer wehrt sich gegen alle Vorwürfe vehement und verweist auf sein "konservatives Leben", das er seit 25 Jahren mit seinem Mann teilt. Zudem hätten die "belastenden" Fotos einen ganz anderen Ursprung: Sie seien auf einem Medien-Event aufgenommen worden, bei "Toni & Guy", einem Partner der Mercedes-Benz Fashion Week. "Dort wurden männliche Oben-ohne-Models für ein Fotoshooting engagiert. Ich habe das drei meiner Mitarbeiter gezeigt, um zu verdeutlichen, wie die Chinesen solche Veranstaltungen aufziehen", betont Stefan Susbauer.
Das Gericht muss nun entscheiden, ob die Kündigung rechtens ist. OSK-Geschäftsführer Michael Kemme aus Köln betont auf Anfrage von W&V Online: "Wir weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Herr Susbauer hat für seine Behauptungen keine Belege." Die PR-Agentur, die Susbauer schon seit den 90er Jahren kennt, habe im April 2012 auf eine einvernehmliche Trennung abgezielt, der Stefan Susbauer nicht zugestimmt habe. Dabei sei es nie um sexuelle Diskrimierung gegangen, so Kemme. Der PR-Manager betont, OSK beschäftige Homosexuelle. Kemme: "Es ist einfach absurd, dass gerade uns Homophobie unterstellt wird."