
"Shit People Say to Women Directors"-Blog:
Sexismus am Set: Frauen aus Film und TV kotzen sich bei Tumblr aus
"Warum kehrst du nicht in die Porno-Industrie zurück, wo du hingehörst?" Derlei sexistische und diskrimierende Sprüche müssen sich Frauen in der US-TV- und Filmindustrie von ihren männlichen Kollegen anhören. Nun zu lesen im Tumblr-Blog "Shit People Say to Women Directors".
Die US-TV- und Filmindustrie hat einen neuen Aufreger: den Tumblr-Blog "Shit People Say to Women Directors". In einer öffentlichen Gruppe beklagen dabei Produzentinnen, Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen oder auch Kamerafrauen seit Ende April diskriminierende und oft sexistische Umgangsformen ihrer männlichen Kollegen am Set. Jede Menge Fehltritte haben sich in wenigen Wochen dort angesammelt.
Anonym berichten betroffene Frauen von ihren Erlebnissen. Eine Userin des Tumblr-Blogs schildert bespielsweise, wie ein männlicher Regisseur dem weiblichen Crew-Mitglied die Worte mitgab: "Ich kann nicht mit jemandem zusammen arbeiten, den ich f...en möchte. Das bringt meinen Kopf durcheinander." Damit verbunden das Angebot, als Geliebte des verheirateten Mannes einzuspringen. Oder es ist der Fall hinterlegt, bei dem ein Drehbuchautor seine rechte Hand anfährt: "Du bist eine schreckliche Assistentin; warum kehrst du nicht in die Porno-Industrie zurück, wo du hingehörst?". An einem anderen Set wurde einer Betroffenen von einem Vorgesetzten klar gemacht: "Ich weiß was Besseres für Sie zu tun, wenn Sie da unten knien."
Hier einige Beispiele:
Die Verfasserinnen bleiben beim "Shit People Say to Women Directors"-Blog ebenso anonym wie das Team hinter der Tumblr-Aktion. Es dürfte aber weiblich sein. Als "Tagebuch für Frauen, die sich den hanebüchenen Bullshit von der Seele schreiben müssen, mit dem wir uns über Jahre konfrontiert sehen – während wir einfach nur versuchen, in der Filmindustrie Fuß zu fassen" wird die Aktion vorgestellt. Ein bisschen leichter soll es den betroffenen Frauen in ihrem Job gemacht werden, indem sie einfach mal Dampf ablassen können.
Fest steht indes: Um die Rolle der Frau hinter der Kamera steht es nicht gut. 2014 ist laut dem Center for the Study of Women in Television and Film in den USA nur bei jedem vierten TV-Film eine Regisseurin im Abspann genannt worden. In der Hochburg Hollywood steht es noch schlimmer ums weibliche Führungspersonal: Frauen verantworteten nur 1,9 Prozent der Top-100-Blockbuster des vergangenen Jahres. Es war schon mal etwas besser, wie Women in Film Los Angeles und das Sundance Institute im April verkündeten: 2002 lag dieser Wert noch bei 7,3 Prozent.
Ein ähnliches Bild in Deutschland: 170 deutsche Regisseurinnen haben sich im vergangenen Herbst zu ProQuote Regie zusammengeschlossen. Die Initiative fordert bei Kino- und TV-Produktionen eine Quote bei der Vergabe von Regieaufträgen und bei den Fördermitteln. Eines der prominentesten Mitglieder ist Doris Dörrie. Weniger als 15 Prozent der Regieaufträge von TV-Sendern gehen laut ProQuote Regie bislang an Frauen. Eine Quote von 30 Prozent soll erreicht werden, in fünf Jahren 42 Prozent. Im Jahr 2025 solle die Hälfte der bundesweiten Fördermittel an Filme von Frauen fließen.