Chipotle kämpft mit Salmonellen, Kolibakterien und Noroviren. Diese Krankheits-Erreger sind bereits aus anderen Lebensmittel-Skandalen bekannt. Die Folgen können relativ harmlos sein und nach einigen Tagen mit Magenschmerzen, Brechreiz und Durchfall abklingen. Doch es gibt auch schockierende Geschichten wie das Burgerfleisch-Desaster der US-Kette Jack in the Box, bei dem 1993 Hunderte Menschen infiziert wurden und vier Kinder starben.

Besonders unangenehmen für Chipotle ist, dass die Probleme mit Hygiene-Mängeln und anderen Schlampereien in Zusammenhang gebracht werden. Noroviren können übertragen werden, wenn Mitarbeiter sich nach der Toilette nicht die Hände waschen oder trotz Infekten mit den Lebensmitteln in Verbindung kommen. Kolibakterien können entstehen, wenn Fleisch nicht richtig durchgegart oder nicht auf der richtigen Temperatur vorgehalten wird. Salmonellen traten unter anderen bei den Tomaten eines Zulieferers auf.

Für Chipotle ist all das der blanke Horror. Die Frischetheken, wo Burritos, Tacos und Salate nach Baukastenprinzip zusammengestellt werden, sind das Markenzeichen der 1993 in Denver gegründeten Kette. Das auch mit einer Filiale in Frankfurt am Main vertretene Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren äußerst erfolgreich als bessere, frischere und gesündere Alternative zu den etablierten Fast-Food-Riesen wie McDonald's und Burger King vermarktet. "Food with Integrity" (Essen mit Integrität) lautet der Slogan, der durch den Virenskandal zum Bumerang wurde.

In preisgekrönten Kampagnen präsentiert sich Chipotle als gesündere Alternative:

Es folgte der Absturz aus dem Fast-Food-Himmel - zuvor verzeichnete das Unternehmen lange zweistellige Wachstumsraten und belegte in den Rankings zur Kundenzufriedenheit Spitzenplätze. Dann das: Im Januar brachen die Verkäufe um 36 Prozent verglichen mit dem Vorjahr ein, die Aktie stürzte seit Mitte 2015 um etwa ein Viertel ab. Chipotle leidet nicht nur unter massivem Imageschaden, es drohen auch teure Sammelklagen und andere drastische Konsequenzen. Kaliforniens Generalbundesanwalt und die US-Lebensmittelaufsicht haben strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.

Vorstandschef Ells entschuldigte sich im Dezember in ganzseitigen Zeitungsanzeigen: "Dass jemand krank durch Essen bei Chipotle wurde, ist absolut inakzeptabel und es tut mir zutiefst leid." Er versucht, den Skandal als heilsamen Schock darzustellen: "Wir werden daran arbeiten, das Unternehmen als führende Kraft in Sachen Lebensmittelsicherheit zu etablieren." Doch das bedeutet, dass viele Zutaten künftig nicht mehr frisch zubereitet, sondern schon fertig angeliefert werden. Damit nähert sich Chipotle den so oft kritisierten Praktiken der gescholtenen Konkurrenz an.

Auch McDonald's hat kein Glück mit gesünderem Essen. Die Kette hat ihren Bioburger wieder aus dem Programm genommen.