Stiftung Warentest:
Smart TV als Datenspion
Die mit dem Internet verbundenen Fernsehgeräte sammeln fleißig Daten - die Google und Microsoft erhalten. Stiftung Warentest hat die Datenkrake Fernseher nachgetestet.
Die mit dem Internet verbundenen Fernsehgeräte sammeln fleißig Daten - die dann Google und Microsoft erhalten. Stiftung Warentest hat die Datenkrake Fernseher nachgetestet.
Mit dem Ergebnis, dass ebenso wie beim ersten Test vor zwei Jahren die smarten Fernsehgeräte geradezu als Datenschleudern gelten können. Und inzwischen sind nicht nur die Geräte weit verbreitet, sondern immer mehr davon auch mit dem Internet verbunden. Laut GfK greift ein knappes Viertel der deutschen Haushalte per Smart TV auf Mediatheken und Streamingportale sowie andere Onlinedienste zu.
"Doch wo 'Smart' draufsteht", so die Stiftung Warentest, "gehen immer auch Daten raus." Heißt: wie bereits 2014 gibt es bei Hbb TV viel "unnötigen Datenverkehr und fehlende Transparenz für den Nutzer". Damals kamen die Tester drauf, dass RTL, ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 sogar den Fernseher dazu veranlassten, Google über den Programmwechsel zu informieren. Die Geräte der Hersteller Samsung, Sony und Technisat markierten die Datenpakete obendrein mit der Gerätekennung des Fernsehers. Darüber lassen sich alle vom Fernseher ins Internet gesendeten Daten verknüpfen. Und das hat sich bis 2016 nicht geändert.
Der aktuelle Test bestätigt damit auch die Ergebnisse einer Untersuchung des bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht. "Computer Bild" war 2013 zum selben Schluss gekommen. Der Smart TV fungiert als datenkrake.
Stiftung Warentest stellte im aktuellen Test fest, dass Geräte von LG, Samsung, Sony und Philips schon bei der Ersteinrichtung unter anderem Informationen an Google sendeten, Panasonic kontaktiere Microsoft. "Kritisch: Alle über den heimischen Router mit dem Internet verbundenen Geräte wie Smartphone und PC benutzen die gleiche Internetadresse." Und das bedeute, Google könne Daten über den Fernsehkonsum sammeln, sofern auf einem dieser Geräte ein anmeldepflichtiger Dienst wie Google Gmail genutzt wird.
Denn dann sind die über diese Internetadresse vom Fernseher gesendeten Daten auf einzelne Haushalte beziehbar. Die kontaktierten Firmen wie Google und Microsoft können dadurch auch Angaben zum Fernsehkonsum erhalten und konkreten Nutzern zuordnen. "Darüber informieren die Fernsehgeräte-Anbieter bis heute kaum oder gar nicht. Datenschutz sieht anders aus", beanstandet die Stiftung Warentest.
Der Nutzer seinerseits merkt erst einmal - nichts. Der Datenverkehr läuft im Hintergrund. Und selbst wer darum weiß, kann nichts tun - außer offline gehen. Anders lässt sich die Datenübertragung nicht stoppen, Firewalls gibt es hierfür nicht.
Die Stiftung Warentest hat genauer angeschaut, wohin die Daten gehen. Die Tester registrierten Verbindungen mit Servern von TV-Herstellern, Cloudanbietern wie Amazon, Microsoft und diversen Diensten von Google.
Immerhin: Auffällige Datensendungen von Kamera und Mikrofon fanden die Warentester nicht. Allerdings lassen sich Smart TVs, die keinen Schutz vor Schadsoftware bieten, von Hackern zur Wanze umprogrammieren. Es sei "nur eine Frage der Zeit, bis auch Fernseher per Schadsoftware zur Wanze umprogrammiert werden", teilt die Stiftung Warentest mit.
Wer der Datenübertragung seines Fernsehgeräts misstraut, "könnte beispielsweise ein Notebook via HDMI mit dem Fernseher verbinden und darüber Internetfunktionen wie Mediatheken und Videoportale nutzen – mit etwas mehr Datenschutz als beim Zugang über den Fernseher. Allerdings sollte die Firewall streng eingestellt sein", empfehlen die Tester.
Die Besucher der Warentest-Website warten mit weiteren Tipps auf: So könne man bei der Nutzung mehrerer Geräte im Haushalt für jedes Gerät eine eigene E-Mail-Adresse bei der Google-Registrierung verwenden, damit sich die Daten nicht zusammenführen lassen. Die Firewall im Router könne ebenfalls helfen.