Die Werbung arbeitet oft mit echten Songs, was für beide Seiten verblüffend gut funktioniert. Warum eigentlich?

Musik wie auch Bilder konsumiert man ja auf emotionaler Ebene. Das audiovisuelle Erlebnis als Erinnerungsmarker im Gehirn mit einem Produkt zu verbinden ist das Ziel. Da schwimmt das rustikale Segelschiff mit becksgrünen Segeln durch die Gischt, und die Bilder von brustbehaarter Bierfreiheit werden mit der „Sail-away“-Rock-Röhre katalysiert. Ich würde nicht sagen, dass Musik in der Werbung das Glutamat der Bilder ist, damit die besser reingehen. Manchmal ist es auch nur ein Slogan oder Sound-Logo. Hauptsache, der Marker bringt die Rezeptoren in Erregung beim nächsten Mal im Supermarkt.

Audi hat ein prägnantes Sound-Logo, Mercedes hatte zwischendurch auch eines. Gefallen dir diese künstlichen Marken-Sounds eigentlich?

Es gibt manche, die finde ich: geil. Dieses metallische Klong-Klong von BMW zum Beispiel – der Hammer.

Die haben jetzt ein neues. Das Klong-Klong ist schon wieder passé.

Blasphemie! Als Fantas hatten wir mal Spots für den Toyota Aygo produziert. Wir saßen zur Ideenfindung in Champagnerlaune zusammen, und ich hatte so einen absurden Monty-Python-Moment vor Augen, dass immer unvermittelt eine berittene Indianerhorde durch die Szenerie galoppiert. Das wurde dann unser Sound-Logo.

Werbung seht ihr völlig unverkrampft?
Wir kommen da aus einer völlig anderen Generation als beispielsweise die „Toten Hosen“ oder die „Ärzte“, die Werbung immer abgelehnt haben. In meinen Augen sind Werbung und Musik heutzutage viel stärker verschmolzen. Heute ist ein Festival ohne Werbung und Sponsoring nicht mehr vorstellbar. Meine Generation ist die MTV-Clip-Generation. Wir sind mit der Vorstellung als Musiker groß geworden, dass zu unseren Songs natürlich Filme gedreht werden. Wir mussten uns schon früh darin üben, wie wir dargestellt werden wollen. Und uns in diesem Sinne auch mit den Regeln der Werbung befassen, um uns selbst authentisch zu vermarkten.
Ob es das Design von Demotapes, Plakaten, Plattencovern, Bandfotos oder Videoclips ist oder auch die Entscheidung, welcher der Albumtitel das Zeug zu einer Single hat oder in welchen Medien und in welcher Form wir erscheinen wollen: Das sind alles auch Marketing­entscheidungen.

Abschlussfrage: Die für dich beste Werbung aller Zeiten?
Das holländische Dosenbier der Marke Bavaria hatte mal einen genialen Spot: Eine Band im Tonstudio knobelt am Songtext: Life is … a rocky road, a symphony, a cosmic symphony? Es groovt nicht. Bis der Tonmeister ihnen eine Dose Bavaria zuwirft. Dann Schnitt auf eine Bühnenshow mit 20.000 Fans. Jetzt steht der Hit: Life is Life – Lalaalalalaa. Womit wir wieder bei der Einfachheit unter Einbeziehung der großen Fragen des Lebens wären.

Das komplette Interview mit Smudo können Sie in der aktuellen Ausgabe der "Werben & Verkaufen" (Nr. 39) lesen. Darin verrät der Musiker, was Künstler mit Werbe-Kreativen gemeinsam haben und wie der kreative Prozess beim Hitschreiben funktioniert.

Und mehr zum Innovationstag finden Sie in unserem Online-Special.