
Spiegel TV streicht massiv Stellen
Schwerer Schlag für die Spiegel-Gruppe: die Fernsehtochter Spiegel TV will 15 Prozent der Stellen streichen und die Redaktion in Hamburg konzentrieren. Noch im Juli hatte Geschäftsführer Cassian von Salomon einen massiven Personalschnitt bestritten.
Spiegel TV, die Fernsehtochter der Spiegel-Gruppe, bekommt die Auftragsrückgänge zu spüren. Das Unternehmen will sich von 15 Prozent der Stellen trennen und sich die Redaktion auf den Standort Hamburg konzentrieren. Dies teilte die Spiegel-Gruppe mit. Bei Spiegel TV arbeiten 261 Mitarbeiter, davon 25 am Standort Berlin.
Die Maßnahme bezeichnete Cassian von Salomon, Geschäftsführer von Spiegel TV, als unumgänglich. "Der Markt wird enger, die Budgets knapper, die Geschäftsfelder immer kleiner", sagte er. Daher müsse sich Spiegel TV schlanker aufstellen. Es sei geplant, Teile der Berliner Redaktion aufzulösen. Der Produktionsstandort solle aber erhalten bleiben, heißt es in einer Mitteilung.
Noch Anfang Juli hatte von Salomon Stellenstreichungen bestritten. Wörtlich: "Personelle Maßnahmen sind bei Spiegel-TV derzeit nicht geplant." Damals hatte der "Kontakter" bereits berichtet, dass in der Belegschaft die Angst vor einem Personalabbau umgeht. Im Gespräch war, dass rund zehn Prozent der Arbeitsplätze beziehungsweise rund 30 Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren sollten.
Ausgelöst wurden die Spekulationen, nachdem der TV-Geschäftsführer das Darmstädter Beraterhaus Fyling Eye ins Haus geholt hatte. Die Unternehmensberater sollten bei der "Digitalisierung des Archivs und Anbindung an die bandlosen Produktionsabläufe" helfen. Dazu gehöre auch "die Überprüfung und Einrichtung entsprechender Produktionsabläufe bei Spiegel-TV", betonte der Geschäftsführer. So solle mittelfristig die komplette Umstellung der Produktion auf HD-Technologie erfolgen, hieß es damals.
So recht Glauben schenken wollten damals aber viele Mitarbeiter Salomons Worten nicht. Sie waren beunruhigt und befürchteten, dass die Berater möglicherweise viel grundsätzlicher die Strukturen im Fernsehgeschäft der Spiegel-Gruppe unter die Lupe nehmen. Denn die Darmstädter entwickeln nicht nur neue Geschäftspläne, sie sind auch bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen und Due-Diligence-Analysen (Ermittlung der Werthaltigkeit) firm.
Spiegel TV leidet unter Auftragsrückgängen. Nach Angaben der Spiegel TV-Geschäftsführung hat das Unternehmen im Laufe des Jahres einige Formate und Sendeplätze verloren, für die es noch keine Anschlußssaufträge gibt. "Wir sind zwar aufgefordert, an der konkreten Entwicklung von Nachfolgeformaten mitzuwirken, entschieden ist aber noch nichts", betonte von Salomon jetzt. Grund für den Stellenabbau ist auch, dass die langjährige Kooperation mit dctp von Alexander Kluge erheblich eingeschränkt wurde. Als Partner von Vox würde dctp 52 Sendeplätze von Spiegel TV verlieren, hieß es.