
HbbTV:
Spione vor Ihrer Couch: Datenschützer knöpfen sich Smart-TV vor
Smart-TV-Geräte mit einer HbbTV-Funktion versorgen Sender ohne Wissen des Verbrauchers mit Daten. Das bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht ist nach einer Analyse alarmiert.

Foto: Screenshot Samsung
Web-fähige Fernsehgeräte liefern eine Reihe von Informationen über die Zuschauer an TV-Sender. Seit zwei Jahren wird dieser Umstand, den die TV-Anbieter gern mit neuen Funktionalitäten für Nutzer und Werbekunden verquicken, von Datenschützern kritisch beäugt. Jetzt haben die Kritiker die Lupe gezückt und genauer hingesehen: Je nach Nutzung und Typ liefern die Fernsehgeräte beispielsweise Angaben darüber, wie ein Zuschauer sein Gerät bediene, berichtet der Präsident des bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, Thomas Kranig. Seine Behörde hat im vergangenen Jahr insgesamt Smart-TVs von 13 Herstellern überprüft, die 90 Prozent des deutschen Marktes abdeckten. Zu den Großen zählen die Hersteller Samsung und LG. Die endgültige rechtliche Bewertung werde erst in einigen Wochen vorliegen, sagt Kranig bei Vorlage des Jahresberichts.
Geräte mit einer so genannten HbbTV-Funktion versorgten den jeweiligen TV-Sender ohne Wissen des Verbrauchers mit Daten darüber, wie dieser Fernsehprogramme innerhalb einer Sendergruppe nutze, berichtet Kranig. Dazu statteten die Hersteller von Smart-TVs jedes Fernsehgerät mit einer sogenannten Geräte-ID aus. Damit und über einen internetbasierten Rückkanal ließen sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit Fernsehquoten bestimmen, ohne dass die Fernsehzuschauer dazu eingewilligt haben", heißt es im aktuellen Tätigkeitsbericht der Behörde.
Ähnlich verhalte es sich mit den App-Store-Betreibern des auf den Smart-TVs. Die Überprüfung habe ergeben, dass bei einem Teil der Geräte die Bedienung innerhalb des App-Stores an den Betreiber übermittelt werde - "damit ist es für diesen möglich, festzustellen, wann welche App geöffnet wurde", berichtet die Behörde, die in Bayern den Datenschutz bei privaten Unternehmen überwacht.
Für problematisch hält Behördenchef Kranig auch die in Smart-TVs integrierten Programmführer mit Personalisierungsdiensten. Diese lieferten auf der Basis ausgewählter Sendungen, aufgenommener Programme oder gestarteter TV-Apps dem jeweiligen Nutzer Programmempfehlungen und Werbeeinblendungen. Anhand der eindeutigen Gerätekennung ließen sich so Nutzerprofile erstellen, "aus denen sich Aussagen über Interessen, das Alter, politische oder religiöse Ansichten und Gesundheitszustand ableiten lassen", warnen die Datenschützer. Dabei freuen sich gerade die Vermarkter der Senderfamilien über diese Zusatzfunktionen.
ps/dpa