
Springer und Ringier schielen angeblich auf serbische WAZ-Titel
Die Essener WAZ-Gruppe hat bereits mehrere Interessenten für ihre Beteiligungen in Serbien. Dazu gehören offenbar auch die Axel Springer AG sowie die schweizerische Ringier-Gruppe.
Der Berliner Zeitungskonzern Axel Springer ("Bild", "Welt") sowie der schweizerische Ringier-Konzern zeigen angeblich Interesse an den Beteiligungen des Essener WAZ-Konzerns in Serbien, um sie in ihr geplantes Osteuropa-Joint Venture einzubringen. Dies erfuhr Werben & Verkaufen aus Branchenkreisen. Ein WAZ-Sprecher wollte sich hierzu nicht äußern. Er verwies auf Äußerungen des WAZ-Geschäftsführers Bodo Hombach, dass es für die Beteiligungen in Serbien mehrere Interessenten gebe.
Axel Springer und Ringier betonten auf Anfrage von Werben & Verkaufen, dass sich die Medienhäuser „auf lange Sicht" natürlich potenzielle Wachstumsmöglichkeiten anschauten. Aktuell gebe es in Serbien keine Gespräche, erklärt ein Sprecher von Springer. Die Berliner sowie die Schweizer wollen sich „nach der Gründung des gemeinsamen Unternehmens und den kartellrechtlichen Genehmigungen im ersten Schritt auf die Integration der Aktivitäten in den jeweiligen Märkten konzentrieren“, heißt es.
Beide Medienhäuser hatten erst vor Kurzem erklärt, ihre Osteuropa-Aktivitäten zu bündeln. Möglicherweise ist zu einem späteren Zeitpunkt auch ein Gang an die Börse geplant. Sollten Axel Springer und Ringier mit der WAZ handelseinig werden, könnte das geplante Joint-Venture deutlich an Größe gewinnen. In das Gemeinschaftsunternehmen bringen Springer und Ringier rund 100 Printtitel sowie diverse Online-Titel in Serbien, Polen, Tschechien, Ungarn sowie der Slowakei ein. Derzeit warten sie auf die Freigaben durch die jeweiligen Kartellbehörden, um operativ aktiv zu werden.
Vor allem Ringier beteiligt sich an dem Joint Venture mit diversen Titeln aus Serbien. Dazu gehört beispielsweise die Boulevardzeitung "Blic", mit der die Schweizer 2004 in den Markt eingestiegen sind. Mit "Alo!" kam im Oktober 2007 eine weitere Boulvardzeitung dazu. Ferner gehört den Schweizern die Mehrheit am Nachrichtenmagazin "Nin".
Die WAZ-Gruppe war noch vor Ringier auf dem serbischen Markt tätig. Sie hatte sich im Oktober 2001 mit 50 Prozent an dem Zeitungsverlag Politika AD in Belgrad beteiligt. Dort erscheinen unter anderem die gleichnamige Tageszeitung "Politika", die Sportzeitung "Sportski Zurnal" sowie die wöchentliche Wettzeitung "Mix" Die WAZ verlegt in Serbien ferner als Lizenz die „Auto Bild“, die zu Axel Springer gehört.
Die WAZ hatte am Dienstag abgekündigt, sich schrittweise aus Serbien zurückzuziehen. Die Veräußerung der Beteiligungen sollen zu „korrekten Bedingungen und Preisen erfolgen, unter Wahrung der wirtschaftlichen und Interessen der WAZ-Gruppe“, teilten die Essener mit.