
Lesetipp:
Stefan Niggemeier: Leidenschaft ist nicht Lobbyismus
Journalisten sollen unabhängig sein und sich mit keiner Sache gemein machen, auch keiner guten? Das ist ein doofes Gesetz, findet Medienkritiker Stefan Niggemeier. Er plädiert für Leidenschaft, aber nicht für Lobbyismus. Ein Lesetipp.
Journalisten sollen unabhängig sein und sich mit keiner Sache gemein machen, auch keiner guten? Das ist ein doofes Gesetz, findet Medienkritiker Stefan Niggemeier. Im "Journalist" erklärt er, wo für ihn die feinen Grenzen zwischen Aktivismus und engagiertem Journalismus liegen. Niggemeier berichtet aus seinem Alltag: Beim "Spiegel" habe er über das Leistungsschutzrecht nicht berichten dürfen, weil er sich in seinem Blog offen dagegen ausgesprochen hatte. Und verteidigt sich: Er habe durch Aufklärung und entsprechende Berichterstattung ersucht, das Leistungsschutzrecht zu verhindern.
Auch an anderer Stelle rechtfertigt Niggemeier seine Parteilichkeit: "Ich schreibe seit Jahren über die "Bild"-Zeitung, weil ich denke, dass es hilft, über die Methoden dieses Blatts aufzuklären. Ich tue das nicht aus einer Position der Neutralität gegenüber dieser Zeitung. Ich glaube, es wäre falsch, den oft niederträchtigen Methoden dieses Blatts "neutral" gegenüberzustehen. Deshalb gibt es Bildblog: Weil wir etwas tun wollten gegen dieses Blatt und seinen Einfluss."
Niggemeier macht klar, wo Parteinahme für ihn beginnt. Ein Journalist dürfe kein Lobbyist sein, sich einem Verein oder Firma verpflichtet fühlen, aber er dürfe Überzeugungen haben und für diese leidenschaftlich eintreten. Die wahre Gefahr für Journalisten, ihre Neutralität zu behalten und ihre Position nicht mehr zu hinterfragen, liege eher in einer Art Herdentrieb, wenn sich alle auf Gegner wie den ADAC oder den Bundespräsidenten stürzten.