
Stiftung Warentest bemängelt Kundenkarten
Nicht alle deutschen Kundenkartenprogramme halten sich an Datenschutzregelungen und bieten echte Vorteile für den Kunden. Die Stiftung Warentest hat für "Finanztest" 29 Karten untersucht - und teilweise erhebliche Mängel in Sachen Datenschutz aufgedeckt.
Nicht alle deutschen Kundenkartenprogramme halten sich an Datenschutzregelungen und bieten echte Vorteile für den Kunden, so lautet das Ergebnis einer Studie der Stiftung Warentest. Die Prüfer hatten für die August-Ausgabe der Zeitschrift "Finanztest" 29 Karten untersucht. Bei sechs Anbietern wie etwa der Wäschekette Palmers, dem Möbelhaus Ikea, der Parfümerie-Kette Douglas oder der Bekleidungsmarke S.Oliver wurden Defizite in Sachen Datenschutz festgestellt, so die Stiftung. Nur vier Unternehmen halten sich der Erhebung zufolge uneingeschränkt an die Gesetze: Die DeutschlandCard, die Bahn mit ihrem bahn.bonus-Programm, Payback und Yves Rocher.
"Finanztest" bemängelt aber auch weitere Probleme: Die ideale Kundenkarte sollte kostenlos sein, einen regelmäßigen messbaren Rabatt von mindestens drei Prozent bieten, der schnell mit dem Einkaut verrechnet wird und verständliche Bonusbedingungen haben. Diese Ersparnis ließe aber oft zu wünschen übrig, monieren die Berliner. Die Kunden von Sinn Leffers müssten beispielsweise für fünf Prozent Rabatt für mehr als 2.000 Euro im Jahr einkaufen. Um die Payback-Prämie "Umhängetasche Fußballfeld" zu bekommen, muss man zwischen 460 Euro und 4.600 Euro Umsatz gemacht haben, je nachdem, wie viele Punkte die Partnerunternehmen jeweils gutschreiben. Diese Krux eines undurchsichtigen Rabattsystems haben aber alle Multipartnerprogramme, denn die Partnerunternehmen gewähren unterschiedlich viele Punkte. Die größten sind DeutschlandCard, Miles&More und Payback. Einige Kartenprogramme, wie etwa die Ikea Family Card, setzten gar nicht auf Rabatte, sondern auf besondere Vorteile für die Kunden.
Die kritisierten Anbieter von Kunden-Karten reagieren auf die Vorwürfe der Tester: Möbel-Haus Ikea "kann das Ergebnis nicht nachvollziehen", wie ein Sprecher auf Anfrage von W&V Online erklärte. Das Unternehmen habe alle Unterlagen von einer Datenschutzbehörde prüfen lassen. Jedoch will Ikea das Gespräch mit dem Autor der Studie suchen. Anna Georgiades, Sprecherin der ebenso betroffenen Wäsche-Marke Palmers mit Sitz in Österreich, kündigt an: "Wir werden die Beanstandungen aus der Bewertung der Stiftung Warentest überprüfen und unsere Richtlinien, falls erforderlich, entsprechend anpassen."
Die Modekette S.Oliver hält von dem Vorwurf, dass "erheblichen Mängel im Datenschutz" vorliegen, wenig: "Die Beurteilung ist unserer Sicht nicht korrekt", teilte das Unternehmen mit. "Wir befolgen alle rechtlichen Vorgaben." Ähnlich ist auch die Haltung bei Douglas: "Wir nehmen jede Kritik an unserem Unternehmen und seinen Serviceleistungen und Angeboten sehr ernst und gehen ihr nach. Die Aussage, Douglas habe keine „wirksame Einwilligung in die Datennutzung“ von seinen Kunden ist definitiv falsch und wird von Douglas selbstverständlich eingeholt", sagte ein Sprecher. (app/aj)