
Ströer-Vorstand Udo Müller: "Wachstum geht vor Dividende"
Mit dem Beginn der Zeichnungsfrist für die Aktien des Kölner Außenwerbers am heutigen Montag geht Vorstandsvorsitzender Müller auf Tour um potenzielle Investoren zu gewinnen. 275 Millionen Euro frisches Kapital will er an Land ziehen.
Das Fußball-WM-Halbfinale Deutschland gegen Spanien am Mittwoch wird sich Udo Müller, Vorstandsvorsitzender der Ströer Out-of-Home Media AG, wohl am Flughafen ansehen müssen. Denn mit dem Beginn der Zeichnungsfrist für die Aktien des Kölner Außenwerbers am heutigen Montag geht Müller auf Tour, um potenzielle Investoren für ein Engagement bei Ströer zu gewinnen. Die Erstnotiz für den Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse ist für den 15. Juli geplant. Ziel des Börsengangs ist eine Kapitalerhöhung, mit der Ströer die Netto-Verschuldung drücken und Spielraum für strategische Akquisitionen und Produktinnovationen gewinnen will.
Bevor man zum Kleingedruckten des Börsengangs kam, stellten Müller, Ströer-Finanzvorstand Alfred Bührdel sowie Joachim von der Goltz, Executive Director von JP Morgen, und Dirk R. Notheis, Managing Director von Morgan Stanley, den anwesenden Journalisten und Investoren im Frankfurter Hilton-Hotel die Rahmendaten vor. Dabei bemühte Notheis wiederholt das Bild des Fußballs: Die „beiden Torpfosten“ der Emission seien einerseits die Preisspanne pro Aktie von 17 bis 24 Euro und andererseits ein geplantes Emissionsvolumen von 380 bis 412 Millionen Euro.
Letzteres setzt sich folgendermaßen zusammen: 275 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung, zudem 70 bis 100 Millionen Euro aus dem Erlös von Aktien-Optionen auf das Grundkapital vor dem Börsengang, die der Finanzinvestor Cerberus 2004 für die Unterstützung von Ströer bei der Übernahme der Deutsche Städte Medien GmbH erhalten hatte. Desweiteren bis zu 37 Millionen Euro aus dem Erlös von Greenshoe-Optionen, die den Konsortialbanken nachträglich das Recht einräumen, zusätzliche Wertpapiere zum Emissionspreis auszugeben. Neben JP Morgan und Morgan Stanley als Konsortialführer gehören Commerzbank, Crédit Agricole und die West LB dem Bankenkonsortium an.
Allerdings: Die Mehrheit der Aktien – etwa 65 Prozent – bleibt in der Hand der beiden bisherigen Gesellschafter Udo Müller und Dirk Ströer, Sohn des zweiten Mitbegründers Heinz Ströer. Beide wollen gemeinsam mit Bührdel insgesamt fünf Millionen Euro in die Hand nehmen, um Aktien zu kaufen. Zudem soll auch das Top-Management des Außenwerbers Aktien erhalten, die jetzt schon zum Teil an ihren Geschäftsbereichen beteiligt sind.
275 Millionen Euro frisches Kapital will Müller also an Land ziehen. Dafür stellte er die aus seiner Sicht guten Wachstumschancen des Unternehmens dar. Profitieren werde man zum einen von den Investitionen auf den aufstrebenden Märkten Polen und Türkei. Darüber hinaus sei die Entwicklung auch in Deutschland noch nicht ausgereizt: Während hierzulande der Werbemarktanteil bei 4,2 Prozent liege, betrage er in Ländern wie Frankreich oder UK 12,8 bzw. 6,2 Prozent. Müller sieht Potenzial für eine Steigerung auf rund sechs Prozent oder mehr Werbemarktanteil für Außenwerbung in Deutschland. „Wir haben hohe Reichweiten und wir haben die großen Flächen“, so Müller. Beides brauchten Werbungtreibende, vor allem für ihre Imagewerbung. Auch in der Digitalisierung sieht er einen Wachstumsmotor: Ströer besitze flächendeckend die Standortrechte, nun könne man abwarten, bis auch die Technologie zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Markt sei.
Allerdings: Vor neuen Investitionen steht der Abbau alter Verbindlichkeiten. Um insgesamt 140 Millionen Euro will Finanzvorstand Bührdel die Netto-Schulden drücken. Und wer ein Engagement an hohe Erwartungen im Blick auf Dividenden plant, für den hatte Müller eine ernüchternde Botschaft. Natürlich seien Dividenden möglich, aber: „Wachstum geht vor Dividende“, so seine klare Botschaft. Schließlich nimmt Stroer mittelfristig den M-Dax in den Blick, sozusagen die Europameisterschaft.