
Studie: Discounter profitieren von Krise und Bio-Trend
Gut, dass die Verbraucher den nächsten Aldi-Laden in maximal 15 Minuten erreichen können. Die Discounter wissen, wie man nicht nur mit erhöhten Werbespendings in der Krise punkten kann. Zu diesem Ergebnis kommt SevenOne Media.
Der Handel trotzt der Krise - auch im Werbemarkt: Der Handel hat seine Brutto-Werbeausgaben gegenüber dem Vorjahreszeitraum laut Nielsen Media Research um 5,2 Prozent auf insgesamt 3,6 Milliarden Euro erhöht (jeweils Januar bis September). Davon profitieren vor allem TV (plus 37,7 Prozent) und Internet (plus 41,5 Prozent). Auch die Discounter entdecken mittlerweile das Werbemedium TV: Während 2008 insgesamt 2,7 Prozent des Budgets in das Fernsehen investiert wurden, sind es 2009 schon fast fünf Prozent Prozent. Das zumindest ergab eine Analyse von SevenOne Media im Rahmen von "Märkte im Visier - Discounter im Lebensmitteleinzelhandel".
Discounter halten im Lebensmitteleinzelhandel demach weiterhin die Marktführerschaft, konnten von der angespannten Wirtschaftslage jedoch offenbar bei Weitem nicht so stark profitieren wie von Experten prognostiziert. Neben dem verschärften Preiskampf ist dafür auch der Umsatzrückgang im Non-Food-Bereich verantwortlich. Hinzu kommt laut der Untersuchung, dass bei der Kaufentscheidung nicht mehr alleine der Preis zählt, sondern der Konsument zunehmend mehr auf die Faktoren Gesundheit, Nachhaltigkeit, fairer Handel und artgerechte Tierhaltung achtet. Für die Billig-Anbieter entwickelt sich das Bio-Segment zum neuen Umsatzbringer: Zwischen 2004 und 2008 haben sie ihren Marktanteil im Bereich der ökologisch angebauten Lebensmittel von 12,5 Prozent auf 26,9 Prozent gesteigert. Das größte Bio-Sortiment bieten dabei Plus (gehört heute zu Netto), Netto und Norma.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Konsumenten ist die Nähe zum Wohnort. So erreichen heute beispielsweise 90 Prozent der Verbraucher den nächsten Aldi innerhalb von 15 Minuten; zu Lidl kommen in der gleichen Zeitspanne 84 Prozent. Vor allem junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren bevorzugen den Discounter gegenüber dem Vollsortimenter. Ganz allgemein sind jedoch alle Altersstrukturen ab zwanzig Jahre beim Discounter zu finden. Unterschiede lassen sich erst erkennen, wenn man sich vom "Pauschalkunden" distanziert und die Situation etwas differenzierter betrachtet: So gehen vor allem krisengefährdete Haushalte, die einen Anteil von 21 Prozent in der deutschen Bevölkerung ausmachen, vermehrt zum Discounter.
Weitere 33 Prozent der Deutschen leben in einer finanziell angespannten Situation - sie haben
in unsicheren Zeiten ein Bedürfnis nach Sicherheit und Ehrlichkeit. Und auch diese Konsumentengruppe tätigt den Ergebnissen zufolge ihren Einkauf mehrheitlich beim Discounter, vor allem bei Lidl. Die übrigen 46 Prozent der Deutschen gelten als krisenresistent. Sie bevorzugen Premium-Marken beziehungsweise stützen das Nachhaltigkeitsgefühl, indem sie vorrangig Bio- und FairTrade-Produkte kaufen. Dazu nutzen sie vor allem das Angebot von Vollsortimentern wie Rewe und Edeka, jedoch auch auffallend häufig den Discounter Aldi.