Mit erkennbarem Abstand folgen AL-KO und der FC Augsburg (53,39 Punkte) sowie ENTEGA und der 1. FSV Mainz 05 (52,85 Punkte). Der Sponsor der bayerischen Mannschaft kommt aus der Nähe von Augsburg und verfügt mit seinem Angebot an Gartengeräten zur Rasenpflege über einen bestehenden Produktfit zum Fußball. Auch bei der Partnerschaft zwischen dem Energieversorger und den Mainzern erkennen die Wissenschaftler starke Gemeinsamkeiten. So wurde das Leitmotiv des Sponsorings in Form des Klimaschutzes und der Aufstellung des 1. FSV Mainz 05 als erster klimaneutraler Verein der Fußball-Bundesliga nicht nur mit dem Marketingpreis des Sports ausgezeichnet, sondern führt auch zu einer hohen wahrgenommenen Passung zwischen Unternehmen und Club.

Sehr kritisch sehen die Befragten in der repräsentativen Erhebung hingegen Wiesenhofs Engagement bei Werder Bremen. Ein Jahr nach der Bekanntgabe des Sponsoreinstieges des mit Verstößen gegen die Massentierhaltung in Verbindung gebrachten Geflügelzüchters sind zwar die Diskussionen um die ethische Richtigkeit weitgehend aus den Medien verschwunden, die hohe Skepsis ist in der Bevölkerung jedoch geblieben. Folglich verfügt Wiesenhof über den mit Abstand niedrigsten Sponsor-Fit aller betrachteten Engagements der Liga (33,02 Punkte). Dem Forscherteam erscheint es fraglich, ob und inwiefern Wiesenhof vor diesem Hintergrund einen positiven Einstellungstransfer auf die eigene Marke erhoffen kann. Zudem müsse Werder Bremen die Möglichkeit in Betracht ziehen, so die Wissenschaftler, dass negative Assoziationen von der Sponsoren- auf die Vereinsmarke übergehen können.

Die TU-Wissenschaftler machen aber Sponsoren mit einem unterdurchschnittlichen Sponsor-Fit - wie unter anderem Gazprom beim FC Schalke 04 (42,02 Punkte) oder der Postbank bei Borussia Mönchengladbach (42,15 Punkte) - Hoffnungen. Der wahrgenommene Sponsor-Fit ist nicht statisch, sondern kann durch gezielte Maßnahmen in einem gewissen Maße beeinflusst werden. Die in der Wirkungsforschung vorliegenden Erkenntnisse zeigen, dass sich der Sponsor-Fit durch unterschiedliche Einflussgrößen ausbilden kann. Hierzu zählen unter anderem der Produkt-Fit, der Sportbezug, die regionale Identität, die wahrgenommenen Vorteile für den Gesponserten sowie die Autonomiewahrnehmung und Exklusivität des Engagements. Bei bestehenden Partnerschaften stellt sich somit für die Firmen die Aufgabe, Aspekte des Sponsor-Fits mit der Vereinsmarke zu identifizieren und im Rahmen geeigneter Kommunikationsmaßnahmen der Zielgruppe des Engagements zugänglich zu machen.

Weitere Ergebnisse der "Sponsoringstudie 2013 – 50 Jahre Fußball-Bundesliga: Von den Anfängen des Sponsoring bis zur Gegenwart", erstellt vom Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement der Technischen Universität Braunschweig, stehen als Download zur Verfügung.


Autor: Ulrike App

ist bei W&V Online für Digitalthemen zuständig. Und das hat nicht nur mit ihrem Nachnamen zu tun, sondern auch mit ihrer Leidenschaft für Gadgets und Social Media. Sie absolvierte vor ihrer Print-Zeit im Marketing-Ressort der W&V die Berliner Journalisten-Schule und arbeitete als freie Journalistin.