Das Recruiting neuer Mitarbeiter gestaltet sich in der Region nicht einfach: Die Automobilindustrie zieht viel Personal ab. "Talentierte Entwickler gehen häufig zu Daimler und Porsche oder verfallen dem Kreativ-Sog aus Berlin", sagt Daniel Bohn, Mitgründer von Conceptboard, einer App für die Zusammenarbeit in Design- und Web-Entwicklungsprojekten. "Glücklicherweise ist Conceptboard international ausgerichtet: Dadurch, dass wir intern Englisch sprechen, haben wir Zugriff auf viele exzellente Bewerber, die kein Deutsch sprechen und es beim schwäbischen Mittelstand schwer hätten."

Das Stuttgarter Start-up Metapaper bringt wiederum auf seiner Plattform für hochwertige Kommunikation auf Papier Industriekunden, Druckereien und Werbeagenturen zusammen. Die Gründer Jörg Schweigert und Axel Scheufelen stammen beide aus der "Papierwelt". Die Papierfabrik Scheufelen liegt etwa 50 Kilometer von Stuttgart entfernt Richtung Schwäbischer Alb. "Ich selber komme aus Nordrhein-Westfalen, wir haben uns aber für den Süden entschieden, weil uns die Infrastruktur gefällt", sagt Jörg Schweigert. Mittlerweile arbeiten in der ehemaligen Altbauwohnung zehn Mitarbeiter. An dem Unternehmen hält ein Papierhersteller aus den USA Anteile. Lokale Geldhäuser hatten die Gründer nicht einmal gefragt. "Risikobehaftete Einlagen – und als solche gelten hier digitale Start-ups – sind nicht das Ding der hiesigen Banken", sagt Schweigert.

Die großen Konzerne und die Old-Economy dominieren die lokale Geschäftswelt: Die Internet-Start-ups haben es in Stuttgart schwer, als ernsthafter Wirtschaftsfaktor wahrgenommen zu werden. Von der Stadt Stuttgart oder dem Land Baden-Württemberg wird wenig getan, um die Gründerkultur zu fördern, also werden die Jungunternehmer selbst aktiv. "Die Gründerszene entsteht in Stuttgart gerade erst“, sagt Sebastian Ballweg, Mitgründer von Autonetzer. So gibt es seit 2011 wieder das Gründergrillen.

Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. 2008 fanden in Stuttgart erste Gründertreffen statt. "Wir sind relativ schnell nicht mehr dort hingegangen", erinnert sich Edelight-Macher Bestler. Der Grund ist einfach: Man hat damals schon immer die gleichen Gesichter gesehen.

Auswahl lokaler vielversprechender Start-ups: Autonetzer, ConceptBoard, F(pH)resh, Kekswerkstatt, Mädchenflohmarkt
Auswahl lokaler etablierter Start-ups: Edelight, Internet­stores, RegioHelden
Auswahl Geldgeber vor Ort: Business Angels Region Stuttgart, Grazia Equity, LBBW Venture Capital
Auswahl von lokalen Inkubatoren: Keine vorhanden
Standortbedingungen: Vorteile: Zugang zu Ingenieuren und Technikern, viele Hochschulen, wenig Wettbewerb im Recruiting, überschaubare Mieten in Innenstadtlage, wenig Ablenkung. Nachteile: Nachwuchs interessiert sich eher für die Old Economy
Start-up-Wettbewerbe/Events: Gründergrillen, OnlineStammtisch, Social Media Night, Start-up Weekend