
Neubauten in Berlin:
Superlative vs Verlagshaus: So bauen Springer und die taz
Springer-Chef Mathias Döpfner verspricht sich viel vom Neubau by Rem Koolhaas: "Innovation von Arbeitsräumen wird kulturelle Transformation zum digitalen Verlag unterstützen." Die "taz" lässt es deutlich bescheidener angehen.
Vor einem knappen Jahr hat Springer für seinen geplanten Neubau einen Architektenwettbewerb ausgelobt, um "zusätzliche Räumlichkeiten für die wachsenden Unternehmensbereiche von Axel Springer, darunter vor allem die digitalen Angebote, zu schaffen". Neue Standards "in Atmosphäre, Nutzungsmöglichkeiten und Raumgestaltung für eine moderne Arbeitsumgebung" sollen gesetzt werden. Der niederländische Architekt Rem Koolhaas hat sich nun durchgesetzt und soll für das Springer in Berlin das Bürohaus bauen. Eine Jury habe sich einstimmig für den Entwurf von Koolhaas ausgesprochen, teilt der Konzern ("Bild", "Die Welt") am Mittwoch mit. Mitentschieden haben Fachexperten, Vertreter der Stadt Berlin und des Unternehmens.
Die Gewinner-Entwürfe wirken feudal: Zentraler Bestandteil des Gewinnerentwurfs von Rem Koolhaas ist das über 30 Meter hohe Atrium, das sich zum bestehenden Axel-Springer-Haus hin öffnet. Die miteinander verbundenen Terrassen und eine öffentliche Arbeitsfläche sollen dem Verlag zufolge eine Umgebung schaffen, "in dem individuelles wie kollektives Arbeiten möglich" sei. "Der als ‚offenes Tal‘ anmutende Entwurf beantwortet damit die Frage, wie Büros in einer mobilen Arbeitswelt aussehen könnten", heißt es dazu. In die engere Auswahl waren außerdem Entwürfe der Bjarke Ingles Group (BIG) und des Büro Ole Scheeren gekommen. Koolhaas ist Mitgründer des "Office for Metropolitan Architecture" (OMA). In Berlin hat er die niederländische Botschaft gebaut. Aus seinem Studio stammen unter anderen die "Seattle Central Library" und die "Casa de Musica" in Porto. 2000 gewann Koolhaas den Pritzker-Architekturpreis.
Vorstandschef Mathias Döpfner verspricht sich viel vom neuen Verlagshaus by Rem Koolhaas: "Er hat den konzeptionell und ästhetisch radikalsten Entwurf vorgelegt. Die grundlegende Innovation von Arbeitsräumen wird die kulturelle Transformation zum digitalen Verlag unterstützen." Über die spannende Frage, was der Neubau kosten soll, schweigt Döpfner indes.
Die Kosten stehen dafür bei einem anderen Neubau eines Berliner Medienhauses im Vordergrund. "taz"-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch hat via Hausblog gerade über den Architektenwettbewerb informiert, der notwendig ist, zumal das Alternativ-Blatt im Kreativquartier Berlins bauen wird – am Blumengroßmarkt in der Friedrichstraße. Ruch listet unter dem Motto "Wie die taz ihren Hausbau finanzieren will" die geplanten Ausgaben für den Neubau bis ins Detail auf – knapp 20 Millionen soll das Gesamtpaket kosten. Vorher rechtfertigt Ruch aber umfangreich den Neubau vor Lesern und Genossen. Kein Wunder: Über neun Millionen Euro an geplanten Bauausgaben stammen aus dem Genossenschaftskapital der "taz". Für ein 30 Meter hohes Atrium wie bei Springer wird es wohl nicht reichen.