
TV-Kritik: "Klimawechsel" im ZDF berührt auch Frauen peinlich
Doris Dörrie siedelt weite Teile der Serie "Klimawechsel" rund um fünf wild gewordene Endvierzigerinnen unter der Gürtellinie an - und lässt Männer wie Frauen vor dem Bildschirm stumm zurück.
Vier Lehrerinnen und eine Gynäkologin in der Menopause - und das ZDF mittendrin: Das ist im Kern die neue Miniserie "Klimawechsel", die am Mittwochabend zur Primetime mit einer Doppelfolge im Zweiten Premiere gefeiert hat. Um es gleich vorweg zu sagen: Auch Frauen bleiben peinlich berührt zurück. Die Darstellerinnen-Riege rund um Ulrike Kriener und Andrea Sawatzki rutscht in der Produktion von Starregisseurin Doris Dörrie gar zu oft in Regionen ab, über die "frau" gar nicht sprechen will. Eine "schloddrige" Intimzone und allerorten spanisches Olivenöl als Hilfsmittel für die klimakterische Frau sind Dinge, die die Zuschauerin vor den Wechseljahren noch nicht wissen will und jene, die mitten drin steckt, am liebsten verschweigen möchte. Lange Strecken unterhalb der Gürtellinie sind für das ZDF zur Primetime neu und auch nur bedingt passend.
Nichtsdestotrotz: Blendet Frau eigene Befindlichkeiten und Ängste aus, macht die Miniserie mitten aus Schwabing durchaus Spaß und neugierig. Sawatzki als überforderte dialektsprechende Kunstlehrerin sowie Kriener als Vamp auf der Suche nach deutlich jüngeren Sexpartnern spielen toll. Auch die übrigen Rollen sind gut besetzt. Die Unmittelbarkeit und Schnelligkeit des Drehens mit Digitalkamera ohne zusätzliche Ausleuchtung des Sets passt zur schrägen Dörrie-Serie und bringt das Publikum noch näher an das Geschehen heran. Die Überzeichnung des Themas Wechseljahre trifft den "Klimawechsel" im Kern dann doch. Ulrike Krieners Ankündigung bei "Spiegel Online" dürfte zutreffen; Männer laufen schreiend aus dem Zimmer, wenn sie vor Augen geführt bekommen, was ihren Partnerinnen und ihnen selbst damit bevorsteht. Auf jeden Fall setzt das ZDF mit "Klimawechsel" ein Thema: Die "Bild"-Zeitung vom Donnerstag gibt prompt Tipps, wie mit den Wechseljahren umzugehen und welches Kraut dagegen gewachsen ist.
Was die Zuschauerzahlen angeht, könnten die Mainzer noch einen Klimawechsel gebrauchen. 3,57 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren und Marktanteil von 11,1 Prozent liegen unter ZDF-Schnitt. Sicher, die Konkurrenz vor allem für männliche Zuschauer ist durch die Champions-League-Niederlage der Bayern gegen ManU auf Sat.1 riesig gewesen. 36,4 Prozent Marktanteil bei den Jüngeren sprechen für sich. Und gerade die haben sich nicht in die Schwabinger Weiber-Domäne verirrt - 6,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen haben die Auftakt-Doppelfolge verfolgt. Lange durchatmen können Neugierige nicht; am Donnerstagabend um 21 Uhr läuft die dritte Folge im ZDF.
ps/kad