
EU-Pläne:
Tabak: Reemtsma will sich juristisch gegen Richtlinie wehren
Der Tabakkonzern Reemtsma erwägt eine Klage gegen die EU-Richtlinie zum Tabak. Die Hamburger wollen sich dabei auf das Markenrecht berufen.
Der Konzern Reemtsma denkt über eine Klage gegen die Tabak-Pläne der EU nach. Das Argument der Hamburger: Dies sei eine Enteignung von Markenrechten. "Wir werden abwarten, bis die Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt worden ist", sagte Marcus Schmidt, Chef von Reemtsma, der "Welt". Der Manager erwartet nicht, dass es noch Änderungen an der Richtlinie gibt. Im Oktober stimmte das EU-Parlament für schärfere Bestimmungen bei diesem umstrittenen Thema. Bald sollen Warnhinweise auf den Packungen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite ausmachen. Schmidt rechnet ab spätestens Sommer 2016 mit Schockbildern auf deutschen Zigarettenschachteln.
Reemtsma reagiert darauf aber auch mit einer neuen Geschäftsstrategie: Die britische Mutter Imperial Tabacco plant eine Neuheit. "Im Sommer wird es die erste E-Zigarette aus unserem Konzern geben", so Schmidt zu der Zeitung. Ähnliche Pläne verfolgt Konkurrent Philip Morris. Die Hersteller lockt vor allem die bisher geringe Regulierung des Marktes. Außerdem könnten die E-Zigaretten helfen, die Verluste im Stammgeschäft zu kompensieren. Die gesamte Industrie hat momentan zu kämpfen. Vor dem Hintergrund von Rauchverboten und Warnhinweisen sind beispielsweise die Zigarettenverkäufe beim Marlboro-Hersteller Philip Morris International zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurde das US-Unternehmen zwar immer noch 880 Milliarden Stück los, das war jedoch ein Rückgang von 5 Prozent.
Vorbild für die EU sind Länder wie Australien. Dort müssen Zigaretten seit Oktober 2012 in einheitlichen Schachteln mit großflächigen Schockbildern verkauft werden. In Kanada dagegen zwang die Regierung im Jahr 2000 große Hersteller dazu, Bilder und Texte mit Warnhinweisen auf die Packungen zu drucken. Die Fotos von leeren Kinderbetten oder Raucher-Porträts sind sehr eindringlich, vermeiden aber Schockdarstellungen. Brasilien wiederum setzt auf besonders drastische Abschreckung - bis hin zu Fotos von Fehlgeburten in Zigarettenasche.