Tabakwerbung: Kommt jetzt die Einheitspackung?
Noch im August will die EU Vorschläge zur Überarbeitung der Tabakrichtlinie vorlegen. Der Kippenindustrie drohen schwarz-weiße Einheitspackungen und ein Werbeverbot am PoS. W&V-Korrespondentin Judith Pfannenmüller berichtet.
Die Räume für die Tabakindustrie werden enger: Kaum haben die Bayern entschieden, dass in keiner Kneipe und keinem Bierzelt künftig mehr blauer Dunst aufsteigen soll, da droht aus Brüssel neues Ungemach für die Branche. Noch im August will John Dalli, EU-Kommissar für Gesundheits- und Verbraucherpolitik, einen Report zur Überarbeitung der EU-Tabakrichtlinie vorlegen. Die darin enthaltenen Vorschläge könnten es in sich haben.
Die Zigarettenhersteller gehen davon aus, dass die EU-Politiker nicht nur Zusatzstoffe in Zigaretten verbieten wollen, sondern darüber hinaus zwei weitere exquisite Folterwerkzeuge für die Branche bereithalten: Philip Morris, Reemtsma & Co. befürchten, ihnen könne der Gebrauch von Wort- und Bildmarken verboten werden - im Klartext: Statt in gestylten Marlboro-, Pall-Mall- oder Lucky-Strike-Packungen dürften die Kippen dann nur noch in schlichten, schwarz-weißen Einheitspackungen verkauft werden.
Die Schachtel in der Anmutung eines Büßerhemds würde den Warnhinweis dagegen besonders gut zu Geltung bringen. Gekappt werden könnte auch die Display-Werbung im Handel. Einige Länder haben damit kein Problem: Irland, Island, Großbritannien, Thailand und Norwegen haben die Werbung am Point of Sale abgeschafft. Über die Einheitspackungen wurde in Großbritannien und Kanada zumindest diskutiert. Australien führt die schwarz-weiße Packung ab 2012 in einer oder zwei Provinzen ein.
Weil die Luft dünner wird, atmen die Vertreter der Glimmstängelbranche tief durch und laufen sich mit ihren Gegenargumenten warm. Gegen das Display-Werbeverbot bringt der Deutschen Zigarettenverband eine britische Studie in Stellung. Autor Patrick Basham stellt darin fest fest, dass trotz Display-Verbots in den untersuchten Ländern nicht weniger geraucht wird. Allerdings kommt eine aktuelle Studie der Stanford University zu dem Schluss, dass Kippenwerbung am Point of Sale Jugendliche sehr wohl beeinflusst.
Mehr dazu in der aktuellen W&V (29/2010, EVT 22. Juli).