
Technik-Kolumne:
TechTäglich: Apple Watch als Corona-Test
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit dem Apple-Abstrich und mit einem spektakulären Spotify-Weltrekord.

Foto: W&V
Apple Watch als Corona-Test
Kommt jetzt der Apple-Abstrich? Eine neue Studie aus den USA zeigt, dass Smartuhren wie die Apple Watch ihre Nutzer frühzeitig vor einer möglichen Corona-Infektion warnen können. In einer gemeinsamen Untersuchung der Stanford University aus Kalifornien und des Mount Sinai Health System aus New York haben die Sensoren solcher Uhren bis zu sieben Tage vor Ausbruch erster Symptome wie Husten, Fieber oder Geschmacksverlust Hinweise auf eine mögliche Ansteckung entdeckt. Hierfür wurden die Daten der Apple-Uhren von rund 300 Mitarbeitern des Mount Sinai Hospitals untersucht. Grundlage sind die Herzfrequenz- und EKG-Messungen der Watch. Das berichtet der US-Sender CBS News. Die Wissenschaftler haben dabei Unregelmäßigkeiten in der sogenannten Herzratenvariabilität (HRV) der Nutzer ausgewertet.
Bei einem gesunden Menschen unterscheiden sich die Abstände zwischen zwei Herzschlägen immer minimal. Geringere Abweichungen deuten auf eine Erkrankung hin. Und gemeinsam mit weiteren Messwerten lässt sich offenbar frühzeitig eine mögliche Covid-Infektion erkennen. Professor Rob Hirten vom Mount Sinai erklärt das so: "Wir wussten bereits, dass sich die Marker der Herzratenvariabilität verändern, wenn sich eine Entzündung im Körper entwickelt. Und Covid ist ein unglaublich entzündliches Ereignis. Damit können wir vorhersagen, dass Menschen infiziert sind, bevor sie es wissen." Dazu sind grundsätzlich auch andere Smartuhren und Fitness-Armbänder in der Lage. Allerdings gelten die Herzfrequenz-Sensoren der Apple Watch als besonders genau. Um so ein Corona-Frühwarnsystem tatsächlich nutzen zu können, müsste Apple die Messung ins Watch-Betriebssystem watchOS integrieren, oder es müssten entsprechende Apps erscheinen. Betroffene könnten sich dann frühzeitig testen lassen und isolieren.
Beim Messenger-Duell zwischen WhatsApp und Signal haben sich am Wochenende die Ereignisse überschlagen. Nach den weltweiten Protesten und einer regelrechten Massenflucht von Nutzern hat WhatsApp-Mutterkonzern Facebook die Einführung seiner neuen Datenschutzrichtlinien von 8. Februar auf 15. Mai verschoben. In einem Blogeintrag heißt es: "Wir haben von zahlreichen Leuten gehört, dass unsere letzten Aktualisierungen viel Verwirrung hervorgerufen haben. Eine Menge Fehlinformationen befinden sich in Umlauf, die Bedenken verursachen. Wir möchten dazu beitragen, dass jeder unsere Prinzipien und die Fakten verstehen kann." Mit der Verschiebung zieht Facebook die Notbremse, nachdem offenbar bereits Millionen von WhatsApp-Verwendern zu anderen Nachrichten-Apps gewechselt sind, die die Privatsphäre ihrer Nutzer respektieren und sie besser schützen.
Laut der App-Analysten von Signal Tower wurde die WhatsApp-Alternative Signal für iOS und Android, bei der Datenschutz im Mittelpunkt steht, zwischen 5. und 12. Januar über 17,8 Millionen Mal geladen. In der Woche zuvor waren es nur 285.000 Downloads. Der Ansturm sorgte dafür, dass die Signal-Server rund einen Tag nicht erreichbar waren. Seit Samstag läuft der Dienst laut CNET und laut Signal-Tweet aber wieder. Einer der wichtigsten Unterstützer der gemeinnützigen Signal-Stiftung ist ausgerechnet WhatsApp-Mitgründer Brian Acton, der sich wegen des wachsenden Zugriffs auf Nutzerdaten mit Facebook überworfen hat. In den sozialen Medien wird weiter hitzig diskutiert, ob Signal jetzt die beste Alternative zu WhatsApp ist, dessen Nutzerdaten Facebook künftig für den gesamten Konzern abschöpfen will. Viele Prominente wie Elon Musk ("Use Signal") sprechen sich für einen Wechsel aus. Whistleblower Edward Snowden twittert seinen ganz persönlichen Grund, warum man Signal vertrauen könne: "Hier ist ein Grund: Ich verwende es jeden Tag, und ich bin immer noch nicht tot."
Spotify: 17-jährige Sängerin mit Streaming-Weltrekord
Olivia Rodrigo? Nie gehört? Doch das dürfte sich ändern. Die 17-jährige US-Sängerin und Schauspielerin hat jetzt auf Spotify einen Streaming-Weltrekord aufgestellt, auf den Superstars von Taylor Swift bis Ariana Grande und BTS nur neidisch blicken können. Mit bis zu 17,01 Millionen Streams an einem einzigen Tag wurde Rodrigos zweite Single "Drivers Licence" innerhalb von 24 Stunden weltweit so oft gespielt wie nie ein Song zuvor – Weihnachtslieder zum Fest ausgenommen. Für den Spotify-Hype sorgen vor allem junge Fans der Kalifornierin, die mit ihren Rollen in den Disney-Serien "Bizaardvark" und "High School Musical" bekannt wurde.
Für die erwünschte zusätzliche PR sorgt ein Techtelmechtel mit ihrem 20-jährigen Schauspieler-Kollegen Joshua Bassett, das Olivia Rodrigo derzeit angeblich am Start hat – und um das es in dem Song gehen soll. "Drivers Licence" ist ein musikalisch nicht allzu aufregendes, aber wuchtiges Teenager-Schlussmach-Drama nach bewährter Machart von Ariana Grande & Co., das die Gefühlswelt der jungen Fans offenbar perfekt trifft. Die Musikexperten von Billboard staunen über das Spotify-Phänomen: "Der Song ist eine Naturgewalt. Er wächst immer weiter und ist viral nicht aufzuhalten."
Twitter: Trump weg – 73 Prozent weniger Fake News
Der Superspreader von Fake News ist weg – und schon werden die sozialen Medien ein zumindest etwas besserer Ort. Laut der Analysten von Zignal Labs ist nach der Sperre von Donald Trump auf Plattformen wie Twitter die Zahl der Falschmeldungen zur US-Wahl stark zurückgegangen. Innerhalb von nur einer Woche registrierte Zignal Labs in den sozialen Medien 73 Prozent weniger Beiträge zu angeblichen Wahlmanipulationen. Auf Twitter gingen laut Washington Post die täglichen Erwähnungen von Wahlbetrug nach der Trump-Sperre von durchschnittlich 2,5 Millionen auf 688.000 zurück.
Für Medienforscher zeigt dies, dass sich bewusste Falschinformationen durch harte Maßnahmen und eine Art Lügen-Lockdown effektiv bekämpfen lassen. Kate Starbird von der Universität Washington: "Zusammengenommen werden diese Maßnahmen die Menge an Online-Fehlinformationen in naher Zukunft wahrscheinlich deutlich reduzieren. Was auf lange Sicht passiert, ist noch in der Schwebe." Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei kruden Theorien über angeblichen Wahlbetrug und ähnliche Themen einige wenige Superspreader für eine extrem starke Verbreitung im Netz sorgen – mit Noch-Präsident Trump an der Spitze. "Seine Verstärkungsmaschinerie ist beispiellos", so Forscherin Leysia Palen.
Xbox Series X: Ärger um den missratenen Namen
Auch Microsofts neue Xbox Series X macht beim Absatz und beim Hype-Faktor keinen Stich gegen Sonys PlayStation 5. Und das könnte auch am einmal mehr missratenen und für Kunden unverständlichen Namen der neuen Xbox liegen. Denn während Sony seine PlayStations seit der Premiere vor über 25 Jahren klar und für jeden nachvollziehbar durchnummeriert, denken sich Microsofts PR-Strategen einen dubiosen Namen nach dem anderen aus. Auf die erste Xbox folgte die Xbox 360. Sie wurde als dritte Generation von der Xbox One (!), der Xbox One X und der Xbox One S abgelöst, deren Nachfolge nun die Xbox Series X und die Xbox Series S antreten. Das hat an Weihnachten dazu geführt, dass viele Kunden statt der Xbox Series X aus Versehen eine Xbox One X bestellt haben.
Der bekannte schwedische Spiele-Entwickler Josef Fares vom Studio Hazelight ("Brothers: A Tale of Two Sons") wettert laut IGN nun nach Kräften über Microsofts Namens-Chaos und über die Xbox Series X. O-Ton seines Rants mit zahllosen "F…."-Wörtern: "Das ist ein verdammt verwirrender Name. Was ist mit Microsoft los? Sie haben es nicht im Griff. Series S, X, Mex, Next, wer kennt sich da noch aus? Mann, das ist verrückt!" Sein Tipp: "Nennt es doch einfach die Microsoft Box, und gut ist. Glaub mir, sogar die Microsoft-Leute in ihren Büros sind verwirrt. Was soll das? X, S, ich versteh’s nicht." Klare Sache: Wer bei den Xbox-Namen noch durchblickt, hat mindestens ein Gratisspiel verdient.