
Telekom kehrt mit Sky ins Kabel zurück
Die Deutsche Telekom steigt wieder ins Kabelgeschäft ein und beliefert vor allem Wohnungsbaugesellschaften und Stadtnetzbetreiber mit dem TV-Signal. Inhalte-Partner ist Sky.
Die Telekom macht wahr, was sie auf der letzten Anga Cable angekündigt hat: Sie steigt wieder ins Kabelgeschäft ein und beliefert vor allem Wohnungsbaugesellschaften und Stadtnetzbetreiber mit dem TV-Signal. Partner dabei ist Sky. Wie die Nachrichtenagentur „dpa“ meldet, haben die Bonner mit dem Münchner Pay-TV-Anbieter einen Vertrag zur Einspeisung von Sky-Angeboten über die Telekom-Infrastruktur geschlossen.
Die Kooperation ist ein direkter Angriff auf Kabel Deutschland, Unitymedia oder auch Kabel BW, die auf den einstigen Kabelnetzen der Telekom basieren. Die Telekom musste jene aus Wettbewerbsgründen einst abstoßen. Nun soll mit dem alten/neuen Geschäftszweig die unliebsame Konkurrenz angegriffen werden: "Wir wollen Sand im Getriebe der Kabelnetzbetreiber werden", sagt Marc Sausen, Pressesprecher und Kabelexperte der Telekom gegenüber „dpa“ zur neuesten Kabelstrategie des Konzerns.
Als Ansprechpartner sieht der Bonner Konzern bei der Rückkehr auf den Markt des klassischen Kabelgeschäfts vor allem Wohnungsbaugesellschaften und Stadtnetzbetreiber. Dabei geht es um die vollständige TV-Versorgung. Das TV-Signal mit den klassisch verfügbaren Kabelprogrammen reicht die Telekom am Übergabepunkt an die Wohnungswirtschaft oder den Stadtnetzbetreiber weiter, die es zum Endkunden transportieren. Diese haben dann die Möglichkeit, zusätzlich die gesamte Bandbreite an Sky-Produkten wie Fußball- Bundesliga, Formel 1 oder Tennis zu abonnieren. "Dort, wo es nötig ist, werden wir die Netze bis zum Übergabepunkt ausbauen", heißt es bei der Telekom - ein Angebot, das der Rosa Riese den Wohnungsgesellschaften bereits im vergangenen Frühjahr gemacht hat.
Vorläufig stuft die Telekom ihre Kabelaktivitäten als "kleines Geschäft" ein. Es handele sich um ein klassisches Vorleistungsprodukt. Die Gesellschaften der Wohnungswirtschaft sind oft in festen Verträgen gebunden, die kurzfristig nicht einfach gekündigt werden können.
Auf die Kabelnetzbetreiber ist Telekom-Chef René Obermann nicht gut zu sprechen. Dass die drei regionalen Platzhirsche Kabel Deutschland, Kabel BW und Unitymedia regulierungsfrei am Markt auftreten, stört den Telekom-Chef. Mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten und attraktiven Preisen für Internet, Telefonie und TV graben sie den "Telkos" zunehmend das Wasser ab. So mausern sich die lange Zeit unterschätzten Netzbetreiber immer mehr zu einer ernsten Bedrohung für die Telekom und andere Breitbandanbieter. Ende 2010 haben sie nach Angaben ihres Kabelverbandes ANGA rund drei Millionen Haushalte mit schnellen Internetzugängen versorgt - ein Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fast jeder zweite Neukunde im Breitbandgeschäft entscheidet sich mittlerweile für einen Kabelnetzbetreiber. Damit liegen sie in etwa gleichauf mit der Telekom. Insgesamt haben in Deutschland knapp 20 Millionen Haushalte einen Kabelanschluss.
Auch Sky will vom Deal mit dem Dickschiff Telekom profitieren. Der Chef von Sky Deutschland, Brian Sullivan, verspricht sich von der Kooperationeinen neuen Kundenschub. Am Ende des vierten Quartals 2010 zählt der Sender 2,6 Millionen Kunden - braucht aber dringend mehr Abonnenten, um in die schwarzen Zahlen zu kommen.