
Krisenstrategie gesucht:
VW-Dieselgate gefährdet alle deutschen Automarken
Der Machtkampf an der Spitze und der Abgang des Patriarchen Piëch hatten VW bereits erschüttert. Und jetzt auch noch das: Der Manipulations-Skandal in den USA droht sogar das Image sämtlicher deutscher Hersteller in der Welt nachhaltig zu beschädigen. Es braucht dringend eine Krisenstrategie.
Volkswagen hatte eigentlich schon genug Probleme. Der brutale Machtkampf an der Konzernspitze und der Abgang des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch hatten den Konzern bereits erschüttert. Ausgelöst worden war der in der Außenwahrnehmung beinahe schon absurd anmutende Hahnenkampf nicht zuletzt durch die Probleme der Kernmarke VW, die mit schwachen Renditen kämpft.
Und jetzt auch noch das: Der Skandal um die Manipulation der Diesel-Abgaswerte in den USA wird nicht nur für Volkswagen kaum absehbare Konsequenzen haben. Er droht, das Image sämtlicher deutschen Hersteller weltweit zu beschädigen. Jahrzehntelang warben die heimischen Autobauer in den Auslandsmärkten vor allem mit der Verlässlichkeit und Detailverliebtheit der deutschen Ingenieure. Die Tüftler der automobilen Entwicklungslabore in ihren weißen Kitteln durften gerne ein bisschen neurotisch oder gar trottelig herüberkommen, solange am Ende ihr Perfektionismus siegt und das Auto sämtlichen Testanforderungen - und nicht nur denen - standhält.
Dieser Nimbus könnte nun bröckeln. Wenn die Autoindustrie nicht aufpasst. Deshalb ist jetzt auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) gefragt, schnellstens Strategien dafür zu entwickeln, dass der Imageschaden am Ende tatsächlich auf VW beschränkt bleibt. Und selbst dieser Schaden ist dann natürlich immer noch schlimm genug.
Bei Volkswagen selbst zeigen sich unterdessen auch die Arbeitnehmervertreter bestürzt über die Nachricht vom Abgas-Skandal in den USA. Der Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte dem "Stern": "Wir als Arbeitnehmervertreter nehmen die Vorwürfe sehr ernst und sind geschockt. Das muss jetzt mit aller Konsequenz und Offenheit aufgeklärt werden. Und wir müssen Konsequenzen daraus ziehen."