Verlage müssen sich nach App-Klage gedulden
Wohl erst im Herbst wird das Verfahren zur "Tagesschau"-App der ARD nach der Klage von acht deutschen Verlagen konkret. Indes tobt ARD-Chefin Monika Piel - und ein anderer ARD-Mann steckt die Friedenspfeife an.
Voraussichtlich im Herbst wird eine gerichtliche Entscheidung über die Zulässigkeit der "Tagesschau"-App fallen. Zwar sei die Klage von acht Zeitungsverlagen gegen die kostenlose ARD-Anwendung für Smartphones und den Tablet-Computer iPad mittlerweile beim Landgericht Köln eingegangen, bestätigt Gerichtssprecher Dirk Eßer der Nachrichtenagentur "dpa". Bis zum Beginn des Verfahrens könnten aber noch zwei bis drei Monate vergehen. Das Aktenzeichen lautet 310 360/11.
Acht Zeitungsverlage haben vor einer Woche gegen die umstrittene "Tagesschau"-App für Smartphones und den Tablet-Computer iPad geklagt. Solche kostenlosen Angebote der gebührenfinanzierten Sender gefährdeten die Verlage, heißt es zur Begründung. Springer-Chef Mathias Döpfner hat Anfang dieser Woche in einem Interview mit der ebenfalls klagenden "SZ" nachtarockt und das Vorgehen den "Warnruf einer ganzen Branche" genannt.
Die Verlage - "WAZ", der Axel Springer Verlag, die "Süddeutsche Zeitung", die "FAZ", die Medienholding Nord, M. DuMont Schauberg und Lensing-Wolff sowie die "Rheinische Post " - bemängeln darüber hinaus, dass die "Tagesschau"-App für mobile Minicomputer rechtswidrig sei, weil sie zu viel Textmaterial enthalte, das nicht sendungsbezogen sei. Die ARD-Sender bestreiten das: Die "Tagesschau"-App sei einfach keine Internetzeitung und mache auch nicht den Markt für die Verlage kaputt, sagen sie. Unterstützung bekommen die "Großen" der Printbranche nun von den Lokalzeitungen. "Wir begrüßen ausdrücklich die Klage gegen solche textdominierten Angebote, sagt die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, Inken Boyens, am Dienstag auf dem Kongress der Organisation in Berlin.
Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hat die Klage scharf kritisiert. "Wenn die Lage nicht für einige Zeitungen so ernst wäre, wäre es fast lächerlich", sagt sie in Würzburg. Sie sei überrascht gewesen von dieser Aktion und den teils scharfen Worten einzelner Verleger. Der neue BR-Intendant und frühere Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hat indes zur Rückkehr in ein Miteinander appelliert. Es mache keinen Sinn, "uns gegeneinander in Stellung zu bringen", zitiert ihn die Nachrichtenagentur "dpa" am Dienstag nach der Intendantenkonferenz in Würzburg. Die Information sei den Zeitungen und den öffentlich-rechtlichen Sendern gemeinsam anvertraut, "wir sind hier in einer Interessengemeinschaft". Diese dürfe mit Blick auf Demokratie nicht vernachlässigt werden.