
Volker Herres distanziert sich von privater Programmierung
Volker Herres übt Kritik am Programm des privaten Konkurrenten RTL und distanziert sich vom Vorhaben Scripted-Reality-Formate bei den Öffentlich-Rechtlichen einzuführen.
Die ARD hat die Programmreform mit fünf Abend-Talkrunden pro Woche als "ausgewogenes Schema" und Zeichen für die Qualität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verteidigt. Kritik an einem angeblichen Überfluss an Talksendungen sei "Beckmesserei", sagte der scheidende ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust am Mittwoch nach einer Hauptversammlung der Intendanten in Berlin. Es sei "schizophren", wenn einerseits von der ARD eine Teilnahme am "gesellschaftlichen Diskurs" gefordert und dann an der neuen Struktur "rumgemäkelt" werde. Marktführer RTL erziele mit seinem Programm zwar hohe Quoten, lege aber den Maßstab für Qualität immer tiefer. "Das ist uns zu billig", sagte Boudgoust.
Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, lehnte für die ARD nach Drehbücher inszenierte Dokusoaps mit Darstellern strikt ab. "Scripted Reality hat in unserem Programm nichts verloren". Herres distanzierte sich von einem internen NDR-Papier, in dem die Übernahme solcher Formate überlegt wurde. "Dieses Papier war nicht das klügste." Entsprechende Formate bei RTL nannte Herres "Sozialpornos", die mit Realität nichts zu tun hätten.
Nach der Verpflichtung von Günther Jauch, der von Herbst 2011 an statt Anne Will sonntags um 21.45 Uhr in der ARD auftritt, wurden Programmplätze für bestehende Diskussionsrunden neu verteilt. So zieht Will auf den Mittwoch nach den "Tagesthemen" um 22.45 Uhr, Frank Plasberg wird dafür "Hart aber fair" montags um 21 Uhr moderieren. Reinhold Beckmann zieht vom späten Montagabend auf den Donnerstag um 22.45 Uhr. Sandra Maischberger bleibt auf ihrem angestammten Platz dienstags um 22.45 Uhr. Dies sei ein "ausgewogenes Schema", sagt Herres.
Der Programmchef wies die Kritik am neuen Sendeplatz für Dokumentationen montags um 22.45 Uhr zurück. Hier hätten in Zukunft auch anspruchsvollere Themen eine bessere Chance als wie bisher am selben Tag um 21 Uhr. Unabhängige Dokumentarfilmer bekräftigten ihre Kritik an dem Plan, die jährlich geplanten zwölf Lang- Dokumentationen vor allem zur Talkpause in der Sommerzeit zu zeigen. Dokumentarisches Fernsehen sei kein Lückenbüßer für die "Saure- Gurken-Zeit", sondern gehöre zum Urauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, erklärte die Initiative AG DOK.
Die ARD wird zudem die Hörfunkstudios in London und Paris verkleinern und zieht ihren Radiokorrespondenten aus Straßburg ab. Das Büro in Los Angeles bekommt einen zweiten Hörfunkkorrespondenten hinzu. Die Berichterstattung über Rechtsthemen aus Karlsruhe und der Europäischen Union übernimmt künftig komplett der Südwestrundfunk. Das WDR-Studio Brüssel übernimmt die Gebiete Europaparlament und Europarat.